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Zwei interessante Saxophongurte

Cebulla Sax-Strap  /  Rudolf Schwarz Schultergurt

Aus der Fülle der Halsgurte für Saxophon möchten wie einen vorstellen, der Ihre besondere Beachtung verdient. Der Halsgurt für Saxophone – neudeutsch: Sax-Strap -  ist seit über 150 Jahren unentbehrlich, aber fast ebensolange wird ihm praktisch keine Beachtung geschenkt. Immerhin trägt er oft viele Stunden lang zwischen 2,5 kg (Altsax)  und 5,5 kg (Baritonsax) und verteilt dieses Gewicht auf ein mehr oder weniger schmales Band im Nacken des Spielers. Bei einem Teil der Saxophonisten gibt es früher oder später Probleme in Form von Nackenschmerzen. Vielleicht sollte man nicht erst solange warten.

 

Schon seit längerer Zeit bieten viele Hersteller Tragegurte mit einer breiten Nackenauflage, damit sich das Gewicht des Instruments auf eine möglichst große Fläche verteilt. So wird der Tragekomfort erhöht und die Gefahr von Druckstellen vermieden. Aber die ernsteren Sorgen betreffen nicht gerötete Druckstellen am Hals, sondern orthopädische Probleme, die durch den beständigen Druck auf die Nackenwirbel ausgeübt werden. Die Durchblutung kann leiden und die Nerven können in diesem Bereich gereizt oder eingeklemmt werden. Dieser Druck wird auch bei einer breiten traditionellen Nackenauflage nicht vermieden.

Johann Cebulla aus Reutlingen hat sich hierzu einige Gedanken gemacht und einen verbesserten Tragegurt entwickelt, für den er auch ein Patent besitzt. Das Besondere am Cebulla-Gurt ist eine zweigeteilte Fütterung der Nackenauflage.  Zwischen dem schwarzen Außenleder und dem hellen Innenleder sind links und rechts der Mitte zwei 1,5 cm starke Blöcke einer elastischer Polsterung eingearbeitet. In der Mitte – direkt über der Wirbelsäule – ist die Polsterung unterbrochen. Der Gurt bildet zwischen den Polsterblöcke eine Brücke und berührt an dieser kritischen Stelle den Hals nicht. Auf diese Weise wird der Druck auf die Muskulatur links und rechts der Nackenwirbel verteilt.

Der übrige Gurt ist konventionell: Eine runde Kordel führt zu einem glasfaserverstärkten Karabinerhaken. Die Verstellung erfolgt über eine Vier-Loch-Scheibe aus massivem Metall. Sie löst die bislang verwendete Vierloch-Scheibe aus transparentem Acryl ab. Diese war zwar wesentlich bruchsicherer als die hornfarbene Kunststoffscheibe eines Konkurrenzprodukts, aber in sehr seltenen Fällen kam es auch hier zu Brüchen. Dies ist in Zukunft ausgeschlossen.

Der Cebulla Sax-Strap wurde vor sieben Jahren entwickelt und seitdem im Ein-Mann-Betrieb in 100-prozentiger Handarbeit aus naturbesassenem Leder hergestellt. Über 7000 Gurte sind bereits im Einsatz und schützen die Nackenwirbel der Besitzer.

Der Gurt ist in 4 verschiedenen Größen lieferbar: von s bis xl, daneben gibt es auf Bestellung eine Spezialgröße für gebogene Sopransaxophone. Der unverbindliche Verbraucherpreis liegt bei 35,- EUR.

 

 Rudolf Schwarz Schultergurt 

Die andere Möglichkeit zur Entlastung der Nackenwirbel ist die Verwendung eines Schultergurts. Auch hier gibt es einige auf dem Markt, auch hier soll ein besonders gelungenes Modell besonders erwähnt werden.

Schultergurte sind nicht jedermanns Sache. Ihr unbestrittener Vorteil ist, das Gewicht des Instruments vom Nacken weg auf die Schultern zu verlagern. Der Nachteil mancher Schultergurte ist, daß sie den Druck auch seitlich auf die Rippen leiten und so den Eindruck vermitteln, nicht mehr frei einatmen zu können.

Rudolf Schwarz  kennt die Probleme gut,  da er selbst Tubist ist und daher das schwerste der Blasinstrumente zu schultern gewohnt ist. Er hat sich auf die Herstellung von Gurtsystemen für große Blasinstrumente und Trommeln spezialisiert; für uns Saxophonisten ist dabei ein hervorragender Gurt für Saxophone herausgesprungen. Herzstück des Gurts und der Grund für den hohen Tragekomfort ist das „Pentagon“: eine fünfeckige Kunststoffscheibe, von der in vier genau berechneten Winkeln vier 4 cm breite Bänder um Schulter und Brust geführt werden. Es wurde ein hochwertiges Gurtmaterial verwendet, das sich nach Knicken und Knautschen wieder vollkommen glättet. Die Tragebänder werden vorne durch eine Quer-Gurt zusammengehalten, der den glasfaserverstärkten Karabinerhaken trägt. Das Gurtsystem ist fünffach (!) verstellbar, so daß es auf jede (zumindest männliche) Anatomie optimal angepasst werden kann. Das Spielgefühl ist deutlich angenehmer als bei Gurten, die hinter dem Rücken einfach über kreuz geführt werden. Zumindest die Spieler der größeren Saxophone (Bariton, Tenor) sollten ausprobieren, ob sie sich das Leben mit diesem Gurt erleichtern können.

Rudolf Schwarz begann 1995 mit dem Tuba-Gurt, die Saxophongurte gibt es seit 1998. Etwa 800 bis 900 Saxophongurte sind mittlerweile im Einsatz. Die unverbindliche Preisempfehlung liegt bei 34,- EUR.



                                      Klaus Dapper

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Erstveröffentlichung in  sonic - wood & brass


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