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Testbericht von  Klaus Dapper  ,    April.1997
 
Jupiter Tenorsaxophon JTS-789

Seit 15 Jahren importiert der Marburger Importeur und Großhändler Musik Meyer Jupiter Musikinstrumente und versorgt mit ihnen den deutschen Handel. Hergestellt werden die Jupiter Instrumente von der in Taiwans Hauptstadt Taipeh beheimateten Firma K.H.S. Musical Instrument Co. Die Firma existiert bereits seit 1930, hat aber erst später mit der Herstellung von Blasinstrumenten begonnen. Neben Saxophonen und Querflöten baut K.H.S. Klarinetten und sämtliche Arten von Blechblasinstrumenten. Das erste Saxophon entstand bei K.H.S. im Jahre 1977. Von den heute über 30 (!) in Taiwan ansässigen SaxophonProduktionsstätten ist K.H.S. mit Abstand die größte und bedeutendste.

Seit 1982 werden sämtliche Instrumente weltweit unter dem Markennamen "Jupiter" vertrieben. Die langjährige Erfahrung im Saxophonbau und die frühere Zusammenarbeit mit der französischen Edel-Marke Buffet-Crampon, für die bei K.H.S eine Zeit lang die "Evette"-Modelle gebaut wurden, gewährleisten, daß die Qualität der Jupiter Saxophone zu den besten aus taiwanesischer Herstellung zählen.

Ausstattung

Korpus und Mechanik des Jupiter Tenor sind mit Goldlackfinish ausgestattet. Sie haben einen satten Goldton, der etwas dunkler ist als die meisten anderen Goldlacktönungen.

Während man sich bei früheren Modellen zum Teil am Buffet-Crampon- Styling orientierte folgte man beim Klappenwerk des neusten Modells mehr dem Selmer-Styling. Allerdings sind die Achsböckchen nicht auf Schienen vormontiert, sondern nach wie vor einzeln auf den Konus aufgelötet. Auffällig bei fast allen Achsböckchen ist, daß zwischen Säulchen und Scheibe ein ganz kurzer, dünnerer Stiel zu sehen ist. Der Grund könnte folgender sein:
Wenn im Laufe des langen Saxophonlebens einmal etwas Klappenspiel durch Nachbiegen der Säulchen reguliert werden muß, soll sich nur der Stiel biegen und nicht die Scheibe darunter mit. Denn sonst würde man auch die Schallröhre mitverformen, auf die die Scheibe aufgelötet ist.

Auch einige andere Details, die sich bei früheren Modellen bewährt haben, wurden beibehalten: So bleibt der Stützring zwischen Hauptrohr und Schallbecher in der alten Form: mit mandelförmiger statt kreisrunder Öffnung. Auch die Stellschrauben in den Körbchen der Becherklappen, mit denen der Öffnungsgrad der tiefsten Klappen (C, Es, H und B) eingestellt werden kann, sind glücklicherweise im Buffet-Styling geblieben. Sie können mit gängigen Schraubenziehern oder mit einer Münze verstellt werden und erfordern keine speziell geformten Schraubenzieher wie die entsprechen- den Selmer-Einstellschrauben. Für die Klappenanschläge wurde teils weißer Filz, teils Naturkork, teils Presskork verwendet; bei Klappen- koppelungen nur Presskork. Daß der S-Bogen-Kork aus einem dem Naturkork sehr ähnlichen Kunstmaterial ist, sieht nur ein geübtes Auge. Die Nadelfedern und Flachfedern sind aus Blaustahl. Die Klappenpolster sind mit Kunststoff-Resonatoren ausgestattet. Die Verbindung von Hauptrohr und Knie ist gesteckt und mit einem einteiligen Spannring versehen. Die Griffteile für den linken kleinen Finger entsprechen dem Selmer 80SA
Modell. Die Tief-B-Klappe hat eine Kippmechanik; das Griffteil ist etwas zierlicher als das Vorbild. Der verstellbare Daumenhaken ist aus schwarzem Kunststoff. Während Vieles an Selmer erinnert, wurde für die Drücker der seitlichen Fis-Klappe und der hoch-Fis-Klappe eine Anleihe beim Yamaha Custom-Modell gemacht. Gemeint sind die Ausschnitte in den Griffteilen, die gewährleisten, daß sie nicht der E-Klappe ins Gehege kommen. Weiter
wurde die Form der vorderen Hoch-F-Klappe geändert. Dem Vorbild der großen Marken folgend wurde der runde Perlmuttknopf durch einen tropfenförmigen Metallhebel ersetzt.
Der Stift, der die Oktavmechanik mit der S-Bogen-Klappe verbindet, ist mit 31 cm ungewöhnlich lang. Viele Saxophonisten verlieren den Plastikstöpsel, der in das obere Ende des Hauptrohrs gesteckt wird, recht schnell. Dann ist aber jener Stift beim Transport im Instrumentenkoffer hochgradig gefährdet, und zwar um so mehr, je weiter er über das Ende des Instruments hinausragt. Also Vorsicht, JTS-789-Besitzer!

Ein Erkennungsmerkmal, das bisher bereits aus großer Entfernung das Jupiter Tenor verriet, wurde ebenfalls abgeschafft: Der Schallbecher der älteren Serie war - im Gegensatz zu allen anderen Tenören auf dem Markt - auffällig himmelwärts gerichtet, was dem ganzen Saxophon eine eher plumpe, ungefällige Note gab. Mit der neuen Serie erhielt der Schallbecher eine stärkere Krümmung nach vorne und wurde so dem allgemein üblichen
Design angepaßt.

 Zu einem neuen Saxophon gehört ein neuer S-Bogen. Er ist etwas höher; Die Krümmung über der Steckverbindung beginnt etwas später und sanfter, ähnlich wie beim Selmer 80 SA. Die Oktavklappenbefestigung und das weit aus dem Bogen ragende Oktavröhrchen sind noch Überbleibsel des alten Buffet-Styling. Der Ring an der S-Bogen-Klappe, der mit dem oben- genannten Stift der Oktavmechanik korrespondiert, ist ungewöhnlich groß dimensioniert. Dies gewährleistet, daß man den Stift nicht verbiegen kann,
wenn man den Bogen beim Einsetzen oder entfernen zu weit verdreht. Der Bogen kann so ohne Beschädigungsgefahr um 360 Grad gedreht werden.

Bei der Schallbechergravur beschränkte man sich auf den Namenszug "JUPITER" in einem angedeuteten Blütenkranz. Sowohl der Namenszug mit seinen großen, aber dünn konturierten Buchstaben, als auch die dürre Umrandung darf man als optisch mißlungen bezeichnen.

Auf der Rückseite des Instruments unter dem Daumenhaken befinden sich drei eingeprägte Zeilen mit der Modellnummer (JTS-789-787), der Seriennummer (531276) und einem selbstbewußtem Hinweis auf das Herkunftsland Taiwan. Etwas merkwürdig ist der Umstand der doppelten Modell-Nr.: In Deutschland hat das neue Modell die neue Serien-Nummer JTS-789 bekommen. In anderen Ländern wie den USA wird das Saxophon unter der unveränderten alten Serien-Nr. JTS-787 weitergeführt.

Verarbeitung

Die Schallröhre und die Tonlöcher sind tadellos verarbeitet. Dasselbe gilt für die Lackierung von Korpus und Klappen und alle sichtbaren Löt- verbindungen. Auch beim Facettenschliff waren keine Schönheitsfehler zu entdecken. Die meisten Klappenarme sind an der Oberseite mit einem dachartigen Schliff versehen, der sogenannten Facette. Diese wird von einer Fräsmaschine auf die ausgestanzten Messingarme aufgebracht. Dieser Fräsvorgang hinterläßt zunächst ein mehr oder weniger sichtbares Riefenmuster, das bei einem weiteren Poliervorgang beseitigt wird. An diesem Poliervorgang wird an preisgünstigeren Saxophonen schon mal gespart; nicht so beim Jupiter Tenor.

Die gesamte Mechanik ist ziemlich stabil, wie es sich für ein Schüler- instrument gehört. Auch die langen Achsen sind weitgehend gegen unbeabsichtigtes Verbiegen geschützt. Ausnahmen sind die Achse für die Hoch-Fis- und die hoch E-Klappe. Zwar gibt es eine Abdeckkappe, die die Achsen schützt, wenn man das Saxophon auf die entsprechende Seite
legt. Nimmt man das Saxophon aber in die rechte Faust, biegen sich beide Achsen einige Milimeter durch. In der gesamten Klappenmechanik gab es weder Spiel noch toten Gang. Auch die Oktavmechanik, die bei den meisten Saxophonen einen Teil der Bewegung verschluckt, gab die Bewegung des Oktavdrückers in vollem Umfang weiter. Hiervon können
sich einige Hersteller doppelt so teurer Saxophone eine Scheibe abschneiden!

Zum Aufspüren von Deckungsfehlern bei den Polstern wurde eine Prüflampe in die Schallröhre versenkt. Richtig, zwei kleine Deckungsfehler waren bei der D-Klappe und Fis-Klappe (unterste und viertunterste Klappe in der mittleren Linie) zu finden. Sie wurden für den weiteren Test behoben.

Spieltest

Im großen ganzen liegt die Mechanik sehr gut in der Hand und greift sich bequem. Das Spielgefühl entspricht weitestgehend dem eines Selmer 80 SA Horns. Ausnahmen sind die Hoch-D-Klappe, die dem linken Daumen etwas zu nahe kommt und die Tief-C-Klappe, deren Griffteil einen recht kurzen Hebelarm hat und entsprechend mehr Druck benötigt.
Schließlich muß man die rechte Hand weiter öffnen. Dies liegt erstens an einer ungünstigen Position des Daumenhakens: er ist weiter von der Hand weg angebracht als beim Vorbild. Zweitens an einem größeren Öffnungs- winkel der Klappen der rechten Hand. Hierdurch wird der Sound der "langen" Töne etwas strahlender, aber die Finger müssen größere Wege machen.

Zunächst wurde das Zubehörmundstück verwendet, ein Kautschuk- mundstück namens "Levell" mit der Bahnbezeichnung 6M. Es hat eine runde, ungestufte Kammer und erinnert auch äußerlich sehr an das Meyer Kautschuk Tenormundstück. Die Bahnbezeichnung ist aber insofern irreführend: Das Levell Mundstück hat mit 2,35 mm eine offenere Bahn als
das Meyer 6MM, es enstpricht etwa dem Meyer 8 oder aber dem Link 6*. Es verträgt sich gut mit einem Rico Blatt Stärke 3 und einem Vandoren (Klassik) Stärke 2 1/2. Es stellte sich als ein recht ordentliches Allround- mundstück heraus, ideal für Unterricht, Klassik- und Theateranwendung. Für Big Band, Jazz und Rock ist es zu leise. Es ist nicht gerade häufig, daß bei einem Saxophon der unteren Preiskategorie ein brauchbares Mundstück beiliegt und muß daher extra lobend erwähnt werden.

Daneben wurde es mit einem weiteren Allround/Klassikmundstück ausprobiert, dem Meyer 6MM, und einem Mundstück, das für Pop und Jazz geeigneter ist: einem Ponzol Metall Super Chamber (ähnlich O.Link 7*).

Dai Ansprache des JTS-789 ist der der Selmer-Saxophone sehr ähnlich. Das Selmer Saxophon gilt eher als "hard blowing horn". Die Ansprache solcher Instrumente ist nicht übermäßig leicht, aber sie lassen sich sehr kraftvoll spielen, ohne daß man leicht in den Grenzbereich kommt.

Auch der Klang kommt dem Vorbild(?) sehr nahe. Er ist kernig und zentriert, eher auf Jazz und Popstilistiken zugeschnitten als auf klassische Anwendung. Interessanterweise kommt das JTS-789 dem Mk6 Modell klanglich wesentlich näher als dem 80SA Modell, welches etwas lauter und knalliger klingt.

Zu Beurteilung der Intonation wurde das Instrument zunächst auf das international übliche a = 440Hz eingestimmt. Das gesamte untere Register einschließlich der tiefsten Töne hat eine sehr ausgeglichene Stimmung. Beim Registerwechsel gab es der erwarteten kleinen Knick (d2 bis e2 etwas hoch), der nicht weiter aufgefallen wäre, wenn cis 2 nicht etwas
tief eingestellt wäre. Das a2 tendiert leicht nach oben. Dies bewegt sich aber im Rahmen der bei allen Saxophonen bauartbedingten Unzulänglichkeit: a2 ist der erste Ton mit geöffneter S-Bogen-Klappe. Auch die ganz hohen Töne um e3 tendieren in gewohntem Rahmen nach oben. Die Intonationsabweichungen sind bei dem Levell-Mundstück etwas mehr
spürbar als bei den anderen beiden. Bei einer Grundstimmung von a = 442 Hz, der hierzulande wohl gebräuchlichsten Stimmung und besonders bei a = 444 Hz (Stimmung vieler Sinfonieorchester) ist die Abweichung der kurzen (höchsten) Töne deutlicher. Man ist also bei Stimmungen um 440 Hz mit dem Jupiter Saxophon am besten aufgehoben.

Wegen der offensichtlichen Anlehnung des JTS-789 an Selmer Modelle wurden testhalber einmal die Bögen zwischen einem Jupiter und einem Selmer 80SA Tenor vertauscht. Sie passen hervorragend auf das jeweils andere Horn. Lediglich die Oktavklappe muß ein wenig nachgebogen werden. Dabei gab es unerwartete und eindrucksvolle Einsichten. Ein
ganz erstaunliches Ergebnis gab es bei dem Selmer Tenor mit Jupiter S-Bogen. Es war lauter, der Klang war voller und strahlender als mit dem Originalbogen, und es stimmte dabei sehr gut! Alle Saxophonisten, die ihre Selmer-Hörner mit edlen Fremd-Bögen aufgerüstet haben oder mit dem Gedanken spielen, sind hiermit aufgerufen, es einmal mit einem Jupiter-Bogen zu probieren. Wer sich über einen Wechsel zu einem weniger klangvollen Namen hinwegsetzen kann, kann eventuell den Bogen seines Lebens finden. Dagegen bringt der Selmer-Bogen auf dem Jupiter-Horn zwar eine interessante andere Klangfarbe, ist aber verbunden mit einer Einbuße an Lautstärke und Brillianz, ist also unergiebig.

Zubehör

Das JTS-789 kommt komplett mit Mundstück, Tragegurt mit Karabine- rhaken, Korkfett, seidenem Reinigungstuch und Koffer. Der Tragegurt hat eine breite gefütterte Verstärkung als Nackenauflage. Der Karabiner dagegen ist eher eine Sparausführung: die "Rausrutsch-Sperre" besteht aus einer schlichten Plastikfeder, die man beim Einhängen wegdrückt. Dies geht zwar leichter und bequemer als mit dem gewöhnlichen Karabiner, aber
es bestehen Zweifel hinsichtlich der Lebensdauer. Der Koffer hat neben dem üblichen Fach für das Zubehör jeweils noch ein Extrafach für Mundstück und S-Bogen. Er ist innen genau nach Form gearbeitet; die Schaum- Formblöcke sind mit schwarzem Plüsch überzogen.
An den Kanten des Koffers wurden Verstärkungen aufgesteppt, zusätzlich gibt es an den Ecken kleine aufgenietete Metallverstärkungen. Der Koffer hat zwei Schlösser (ohne Schlüssel) und eine weitere Führung, die den Sitz des Deckels stabilisiert. Ein zweiter Griff erlaubt es, den Koffer hochkant zu tragen.

Das JTS-789 wird seit Sommer 96 ausgeliefert und dürfte im Handel mittlerweile das Vorgängermodell JTS-787 abgelöst haben. Der empfohlene Verkaufspreis von 2.395,- DM liegt deutlich unter dem preis- günstigsten "Japaner". Sobald sich seine recht guten Eigenschaften herumgesprochen haben, dürfte das JTS-789 zu einer ernstzunehmenden Konkurrenten werden.

                                          Klaus Dapper

 
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Erstveröffentlichung im Praxismagazin für Bands & Entertainer  " live - MUSIC - artist ".


 
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