Übersicht Testberichte                                                                                            Autor 
 
Saxophonbau in Frankreich und Italien von  Klaus Dapper:
 
das Saxophon  ,  Teil 2 / August .1997
 
Abgesehen von wenigen Prototypen, die Adolphe Sax noch in seiner belgischen Heimat gebaut hat, darf man Frankreich als das Ursprungsland des Saxophons bezeichnen. Daher soll unsere Marktübersicht mit Frankreich beginnen. Während nach dem zweiten Weltkrieg noch eine ganze Reihe von französischen Herstellern im Saxophonbau tätig war, haben in den folgenden Jahrzehnten die meisten Firmen die Herstellung von Saxophonen eingestellt. Darunter waren klangvolle Namen wie Cuesnon  (Nachfolger des erbitterten Sax-Konkurrenten P. L. Gautrot, bis 1980) , Courtois (bis 1970), Dolnet (bis 1984), Leblanc (bis 1977) Pierret (bis 1973) und SML (Strasserl  Marigauxl Lemaire, bis  1980). Übriggeblieben sind allein die Firmen Selmer und Buffet-Crampon.
Selmer Paris
 
Die Firma "Selmer Paris" ist seit dem Jahr 1921 im Saxophonbau tätig. Durch die Übernahme der Werkstatt von Adolphe Sax junior führt sogar ein direkter historischer Bezug zum den Anfängen des Saxophonbaus im Jahr 1842. Vor allem seit den 40er Jahren haben die Selmer Saxophone eine überragende Stellung erworben; sie dürften im halbprofessionellen und professionellen Bereich weltweit die meistverwendeten Saxophone sein. Die meisten technischen Neuerungen, die bei Selmer Saxophonen von den Vierziger Jahren bis in die Siebziger Jahre entwickelt wurden, wurden weltweit von anderen Saxophonbauern übernommen. Dazu gehören die Versetzung der Tonlöcher der rechten Hand aus der  mittleren Linie, der abnehmbare Schallbecher, die für Selmer typische Oktavmechanik, der Kunststoff-Daumenhaken und vieles mehr.

Aber auch als Ganzes sind die Selmer Saxophone unbestritten die meistkopierten Saxophone der Welt. Die ersten japanischen Saxophone aus den sechziger Jahren ähnelten bereits auffällig dem Selmer-Mark-6-Design. Die taiwanesischen Hersteller, die später den Weltmarkt zu überschwemmen begannen, hatten schließlich keine Hemmungen mehr, optisch beinahe 100prozentige Kopien von Selmer Modellen zu bauen.

Selmer baut traditionell immer nur eine Modellreihe von Saxophonen. Im Gegensatz zu fast allen anderen Herstellern hat Selmer nie Billig-Modelle oder Schülerinstrumente ins Programm genommen.

Selmer stellt bis auf das so gut wie ausgestorbene Kontrabass-Saxophon sämtliche Baugrößen her: das Sopranino in Es, Sopran in B, Es-Alt, B-Tenor, Es-Bariton und den nicht gerade häufigen B-Baß. Sopranino und Sopran gibt es aus Gründen der sichereren Intonation nur in gerader Form, Baritonsaxophone werden schon seit Jahrzehnten nur mit dem erweiterten Tonumfang bis tief-A gebaut. Tief B-Baritonsaxophone sind mit der Serie "Mark 6" vom Markt verschwunden.

Die aktuelle Selmer-Baureihe heißt "80 Super Action" und wurde um 1981 aus der Taufe gehoben. 1986 wurde mit der Modifikation in einigen Punkten eine neue Modellreihe eröffnet. Die verbesserten Instrumente nannten sich seither "80 Super Action Serie II" Beginnend mit dem Tenorsaxophon wurden nach und nach alle Baugrößen in diese Reihe übernommen, die bei den meisten Größen auch heute noch der aktuelle Stand  der technischen Entwicklung ist.

Die neuste Entwicklung ist die Modellreihe 80 Super Action  Serie III. Begonnen wurde sie mit  einem neuen Sopransaxophon  (vgl. artist 3/94) mit abnehmbaren Hals und hoch-g-Klappe.  Zu der diesjährigen Musikinstrumentenmesse folgte ein Tenorsaxophon der Serie III mit einer 30%igen Verringerung der auf die Schallröhre aufgelöteten Fläche. Eine Reihe von Achsböckchen wurden anstelle der Gruppierung auf großflächigen Messingbändern einzeln oder in kleineren Gruppen aufgelötet. Dies verspricht eine spürbar leichtere Ansprache der traditionell eher schwerfälligen Selmer Saxophone.

Serienmäßig gab es sämtliche Instrumente seit Jahrzehnten nur in Goldlack und versilbert, auf besondere Bestellung vergoldet. In den 90er Jahren ist  eine schwarz lackierte Version dazugekommen.

Das Selmer Alt (Goldlack) hat einen unverbindlichen Richtpreis von ca.5500,- DM.

Buffet Crampon
 
Noch weiter zurück reicht die Firmengeschichte der Firma Buffet-Crampon. Man begann bereits im Jahre 1868 mit dem  Saxophonbau. Zwischen 1887 und 1912 wurden für Buffet (früher: Evette & Schaeffer) alleine 12 den Saxophonbau betreffende Patente angemeldet. In den 30er Jahren baute man bei Buffet sogar das äußerst seltene Kontrabaß-Saxophon (eine Oktave tiefer als  Bariton).

Dem unaufhaltsamen Aufstieg der Selmersaxophone konnte oder wollte man bei Buffet nichts entgegensetzen. Während die großen Stückzahlen bei Selmer eine industrielle Produktion bedingte, blieb man bei Buffet mehr bei handgearbeiteten edlen Instrumenten für einen kleinen ausgewählten Kundenkreis. Während Selmer Saxophone seit den vierziger Jahren vor allem von den Jazzern begeistert aufgenommen wurden und in Amerika die amerikanischen Saxophone zu verdrängen begann, orientierte man sich bei Buffet mehr an den Interpreten des klassischen Saxophons. Da diese nicht so zahlreich waren, blieb man bei Buffet bei sehr geringen Verkaufszahlen, wodurch der Saxophonbau bei Buffet schließlich akut gefährdet wurde.

Berühmt war die in den 70er und 80er Jahren bei Buffet gebaute Prestige-Serie mit dem Korpus aus massivem Kupfer. Sie wurden in den Baugrößen Sopran bis Bariton gebaut. Daneben gab es mit den S-1 Modellen eine baugleiche Serie aus Messing.

1981 wurde Buffet-Crampon von Boosey &  Hawkes übernommen. Anfang der 90er Jahre wurde die Serienproduktion von Saxophonen mangels Nachfrage eingestellt; eine Zeitlang gab es nur noch die kupfernen „Prestige"-lnstrumente auf Bestellung. 1994 wurde die Produktion auch dieser Instrumente eingestellt. Dafür gab es auf der Messe 1995 einen Prototyp eines S-3 Altsaxophons. Der Messingkonus war made  in France, während Mechanikteile von dem deutschen im Jahre 1989 ebenfalls von Boosey & Hawkes übernommenen Hersteller Julius Keilwerth gebaut wurden.

Heute sind wieder zwei Saxophon-Modelle auf dem Markt: Das S-3 in Messing, ein S-3 mit Kupferkorpus, beide entweder versilbert oder in Klarlackausführung. Daneben gibt es seit Jahrzehnten die preisgünstige Evette-Serie, die für Buffet in Taiwan hergestellt werden.

Das S-3 Altsaxophon (Klarlack) hat einen unverbindlichen Richtpreis von 4646,-DM  (Stand Februar97).

Italien
 
Der Saxophonbau begann in Italien sehr früh: Der später durch die Firma Orsi übemommene Hersteller Maino nahm bereits vor 1870 eine Fertigung auf. Verschiedene Hersteller sind bis heute im Saxophonbau tätig, allerdings hat es in der gesamten Zeit keine Marke oder keinen Hersteller gegeben, der auf dem Weltmarkt einen wichtigen Platz eingenommen hätte. Die italienischen Instrumente, sowohl Flöten wie Saxophone, hatten am stärksten unter der Einführung der japanischen Blasinstrumente auf dem deutschen Markt in den 60er Jahren zu leiden. Während sie früher einen festen Platz unter den Schülerinstrumenten hatten, sieht man sie heute nur noch selten im deutschen Fachhandel.

Orsi
 
Der interessanteste italienische Hersteller ist heute die Mailänder Firma Prof. Romeo Orsi. Er ist seit Jahrzehnten weltweit der einzige Hersteller, der die vollständige Instrumentenfamilie von Sopranino (gerade und gebogen) bis zum Kontrabaß in Es herstellt.

In den letzten Jahren waren die von Orsi hergestellten Stückzahlen sehr gering; seit kurzem gibt es eine neue Geschäftssleitung, die wieder sehr bemüht ist, verstärkt auf den Markt zu kommen. Am aussichtsreichsten ist dies mit den oben genannten Sondermodellen, die sonst niemand mehr herstellt. Vor wenigen Jahren waren sogar noch die im letzten Jahrhundert gebräuchlichen Sarrusophone in verschiedenen Stimmlagen im  Programm.

Bild: C-Bass Saxophon von Orsi
 
Orsi hat keinen Generalvertrieb in Deutschland; Orsi Instrumente sind über einige leistungsfähige Spezialhändler zu beziehen, die direkt ab Werk bestellen. Lieferbar sind folgende Größen: Sopranino als „improved" Modell bis Hoch-es, jeweils gerade und  gebogen, und als „professional" Modell bis  hoch-f, ebenfalls gerade und gebogen; Sopran (Ausführungen wie Sopranino); Alt, „improved" und „professional" Modell; Tenor (Ausführungen wie Alt); Bariton „Concertino" Modell von tief-B bis hoch-f,"improved" (tief- B bis hoch-fis), und „professional" (tief-A bis  Hoch-fis). Das Bass-Saxophon gibt es in drei Ausführungen: „Concertino" mit dem normalen Tonumfang bis Hoch-es und Saxophon in C. Schließlich das Kontrabass-Saxophon, ebenfalls bis Hoch-f (!). Mit Etui und Spezial-Ständer hat es einen Preis von 85.000.000 Lire, was  etwa einem deutschen Preis von 80.000 DM entspricht. Das „improved" Altsaxophon liegt dagegen bei manierlichen 2.400,- DM. Alle Instrumente sind lackiert.
Bild: Orsi Sopranino
 
Grassi
 
Die Firma Ida Maria Grassi existiert seit 1938 und baut seit 1948 Saxophone. Grassi sieht man hierzulande selten, in Amerika sind die Instrumente wesentlich häufiger im Handel anzutreffen. Dies liegt daran, daß Grassi ebenfalls über lange Jahre über keinen eigenen deutschen Vertrieb verfügte.
Grassi bietet drei Baureihen von Saxophonen an: die Schülerserie „Leader" nur als Alt- und Tenorsaxophon, normaler Tonumfang bis Hoch-f, aber auch bis Hoch-fis lieferbar.
Die mittlere Serie heißt „Professional 2000" und ist von Sopran bis Bariton lieferbar. Der Tonumfang reicht bei Bariton und Sopran bis hoch-f, bei Alt und Tenor bis hoch-fis. Die Serie ist auch mit versilberten oder vernickelten Klappen lieferbar.
Die professionellste Ausführung hört auf den Modellnamen "Prestige". Sie ist Von Sopran bis Tenor lieferbar. Die Instrumente dieser Linie verfügen über die aufwendigste Mechanik; auch das Sopran-Sax reicht bis zum hohen fis. „Prestige"-Saxophone gibt es auch mit einer 24 Karat Vergoldung.
                                          
Bild:
Die Mechanik für den linken kleinen Finger wurde bei Grassi den Buffet Prestige Instrumenten nachempfunden.
Rampone & Cazzani
 
Die in Geranzano ansässige Firma  „Rampone & Cazzani" ist ein weiterer traditionsreicher Hersteller, der etwa seit dem Jahre 1900 Saxophone baut. Es ist nicht bekannt, ob der Saxophonbau vor einigen Jahren eingestellt wurde. Auf jeden Fall werden noch Halbfertigteile wie Schallröhren für andere Hersteller gebaut.

Borgani
 
Borgani in Macerata ist seit1932 im Saxophonbau tätig. Nachdem Borgani Instrumente in vergangenen Jahren eher in der unteren Qualitätskategorie angesiedelt waren, ist man auch hier nach einer Verjüngung in der Firmenleitung bemüht, die Qualität entscheidend zu verbessern. Für eine kurze Zeit arbeitete man mit Peter Ponzol zusammen, der früher für Buffet-Crampon und Keilwerth beratend tätig war. Dies Zusammenarbeit endete Mitte diesen Jahres. Auch Borgani Saxophone sind in Deutschland nicht durch einen eigenen Vertrieb vertreten. Daher fehlen nähere Angaben zu  der Produktpalette und zu den Preisen.

Klaus Dapper
 

 
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Erstveröffentlichung im Praxismagazin für Bands & Entertainer  " live - MUSIC - artist ".


 
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