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Testbericht von  Klaus Dapper
 
Saxophon-Tuning mit Jupiter S-Bögen
 
                              Sechs Bögen im Vergleich

Bereits bei unserem Test des neuen Jupiter Tenorsaxophons (live MUSIC artist 4/97) fiel der neu entwickelte S-Bogen positiv auf. Es wurde beschrieben, daß er außer auf Jupiter Saxophone auch auf Selmer Saxophone paßt und deren Klangeigenschaft positiv beeinflussen kann. Angeregt durch unsere positive Beurteilung ließ der deutsche Vertrieb bei Jupiter eine Serie von fünf verschiedenen S-Bögen fertigen - jeweils für Alt und Tenorsaxophone. Dort reagierte man prompt, und bereits vor den Sommerferien 97 erreichten die ersten Bögen den Fachhandel. Nach dem ersten positiven Echo in Deutschland begann Jupiter Ende '97mit dem Export auf den amerikanischen Markt. Heute wollen wir uns diese Bögen genauer ansehen.

Zu Verfügung standen fünf Jupiter S-Bögen für Tenorsaxophone und ein Jupiter Tenorsaxophon mit dem Original-S-Bogen, wodurch der Vergleich zwischen sechs Bögen ermöglicht wurde. Der Konus aller Bögen hat dieselben Maße. Unterschiede ergeben sich durch die Verwendung unterschiedlichen Materials und in zweiFällen durch die Erhöhung der Masse durch aufgelötete Streifen. Die Zubehör-S-Bögen haben einprägsame Namen, durch die bereits die Spieleigenschaften angedeutet werden: „Heavy 1", „Heavy 2", "Funky", „Gentle" und „Silver".

Beginnen wir mit dem Original S-Bogen. Im Vergleich zu älteren Bögen ist er etwas höher. Die Krümmung über der Steckverbindung beginnt etwas später und ist sanfter, ähnlich den Selmer 80 SA-Bögen.Die Oktavklappen- befestigung und das weit aus dem Bogen ragende Oktavröhrchen sind noch Überbleibsel des Buffet-Styling, an dem man sich bei Jupiter früher mehr orientierte. Der Ring an der S-Bogen-Klappe, der mit der Oktavmechanik am Hauptstück korrespondiert, ist ungewöhnlich groß dimensioniert. Dies gewährleistet, daß man den Stift nicht verbiegen kann, wenn man den Bogen beim Einsetzen oder Entfernen zu weit verdreht. Der Bogen kann so ohne Beschädigungsgefahr um 360 Grad gedreht werden. Für den Halskork wurde nicht Naturkork verwendet, sondern ein korkähnliches Synthetik-Material.

In Kombination mit dem Jupiter Tenor ist der Blaswiderstand durchschnittlich bis leicht überdurchschnittlich. Ähnlich wie die Selmer Saxophone ist das Jupiter Tenor eher zu den „hard blowing horns" zu zählen. Der Klang ist kernig und zentriert. Er ist - genau wie das Anspracheverhalten - eher auf Jazz und Popstilistik zugeschnitten als auf Klassik. In Kombination mit einem Selmer 80 SA Tenor, das nicht gerade zu den leisen Hörnern zählt, ergeben sich ein voller strahlender Klang und deutlich höhere Lautstärke als mit dem Originalbogen. Da auch die Stimmung mit dem Jupiterbogen tadellos ist, haben wir bereits diesen Bogen wärmstens als Alternative für Selmer-Bögen empfohlen.

Heavy 1
 
Der Bogen „Heavy 1" hat an beiden Seiten jeweils einen aufgelöteten runden Messingdraht von 6 mm Durchmesser, der von der Steckverbindung  bis zum Halskork reicht. Die Erhöhung der Masse sorgt für  geringfügig schwerere Ansprache. Es ist klanglich dem Jupiter Originalbogen recht nahe. Es ist wohl der lauteste der Jupiter Bögen und ist für diejenigen interessant, die größtmögliche Lautstärke benötigen, aber die Mundstück/Blatt-Kombination nicht wechseln wollen. Er leistete dem Autor dieser Zeilen gute Dienste, als er sich letzten Sommer eine Saison lang zwischen fünf jungen, kräftigen  Blechbläsern und zwei energiegeladenen Trommlern in der Marching Band des „Warner Brothers Movie Park" behaupten mußte.

Heavy 2
 
Der Bogen „Heavy 2" ist ähnlich konzeptioniert. An beiden Seiten sind Streifen aus Messingblech aufgelötet, die in Korknähe etwa ein Drittel, an der Steckverbindung über die Hälfte des S-Bogens bedecken. Sie sind so breit, daß die reguläre Verstärkung auf der Unterseite nicht mehr genug Platz hat und durch einen schmalen Vierkant-Draht ersetzt wird. Dieser Bogen wird als einziger unlackiert geliefert. Das Modell Heavy 2 hat den größten Blaswiderstand von allen Testbögen; klanglich kommt es dem Heavy l sehr nahe.

Funky
 
Der Bogen "Funky" zeigt die typische grau-silbrige Farbe einer Vernickelung. Diese Ausführung war früher wegen der niedrigen Kosten und der Robustheit bei Marching- und Military Bands, aber auch für  Schülerinstrumente beliebt. Wegen des eigenwilligen Klangs wurde die Vernickelung in jüngster Zeit als Edel-Ausführung hochwertiger Instrumente neu entdeckt. Der Funky-Bogen geht leichter los als die beiden Heavy-Modelle. Er bringt den kernigsten Klang; wenn man mit viel Kraft spielt, erzeugt er einen harten, metallischen Klang.

Gentle
 
Optisch noch auffälliger ist der zweifarbige „Gentle"-Bogen.  Das Rohr ist kupferrot, Oktavklappe, Verstärkung und  Steckverbindung sind messingfarben. In dem Jupiter-lnfo für die S-Bögen wird das  Material als "Kupfer" bezeichnet, im Jupiter Gesamtkatalog  dagegen als "Goldmessing". Die Wahrheit liegt, wie meistens, in der Mitte. Messing ist eine Legierung (Metall-Mischung), die aus etwa zwei Drittel Kupfer und ein Drittel Zink besteht. Als "Goldmessing" bezeichnet man eine Legierung mit höherem Kupferanteil, der dem Material den dunkleren, goldähnlichen Farbton gibt. Bei bis zu 90% Kupferanteil verdient das Metall noch den Namen  "Messing", ist aber optisch von Kupfer kaum noch zu unterscheiden. Etwa in diesem Bereich liegt das hier verwendete Material nach Auskunft des Vertriebs. Eigenartigerweise ist der Bogen von noch dunklerer Farbe als der rein kupferne Bogen des Buffet-Crampon Prestige Saxophons.
Die Spieleigenschaften waren eine Überraschung. Zwar ist der Klang weniger kantig und hat etwas mehr Bauch als die vorgenannten Bögen, aber für einen Kupferbogen ist er erstaunlich laut und brilliant. Anscheinend hat das Bogendesign einen größeren Einfluß auf die Spieleigenschaften als das verwendete Material.

Silver
 
Der edelste Bogen aus dem Hause Jupiter ist das „Silver" Modell. Das Rohr ist aus massivem 925er Silber, Oktavklappe, Steckverbindung und Verstärkung sind versilbert. Wie erwartet ist der Bogen der mit der leichtesten Ansprache. Sein glänzender Klang unterscheidet sich dagegen weniger von den anderen Bögen als erwartet.

Vergleich
 
Da alle Bögen auf einem Selmer 80 SA Tenor gespielt wurden, wurden zwischendurch immer wieder Selmer Bögen zum Vergleich herangezogen. Erstaunlicherweise sind sämtliche Jupiter Bögen lauter und heller im Klang als sämtliche im Test verwendeten Selmer- und Yanagisawa- Bögen. Auch ist der Blaswiderstand bei sämtlichen Jupiter-Bögen einschließlich des Silber- und Kupferbogens höher als bei den anderen. Man hat also bei Jupiter eine ausgesprochene Serie von „Donnerbögen" entwickelt! Selmer Saxophone intonieren mit  Jupiter Bögen sehr gut: die meist etwas hoch intonierenden Töne ab hoch-d werden durch die Jupiter Bögen leicht abgesenkt. Die klanglichen Unterschiede der Jupiter Bögen untereinander waren  geringer als vermutet, der Unterschied zu den Vergleichsbögen war auffällig. Die Steckverbindungen sind auf Jupiter Saxophone zugeschnitten; sie sind für Selmer Saxophone ein bißchen zu  schlank. Zum Ausprobieren kann man sich mit einem Streifen Tesafilm oder ähnlichem behelfen. Nach der endgültigen Wahl muß man die Bögen allerdings in einer  Fachwerkstatt ein wenig weiten lassen.

Die empfohlenen Verkaufspreise (Stand 1/98) für die Tenor-Bögen sind vergleichsweise günstig: für den „Silver"- Bogen 899,-DM, für alle übrigen Bögenjeweils 170,-DM.

 Klaus Dapper

 
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Erstveröffentlichung im Praxismagazin für Bands & Entertainer  " live - MUSIC - artist ".


 
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