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Flust Du? 

Padsaver oder keine Padsaver – das ist die Frage

 Von Klaus Dapper 

Padsaver, auch „Faulpelz“ genannt: Bei seiner Einführung  vor etwa 20 Jahren durch „La Voz“ wurde er als bequemer Ersatz für Durchziehwischer gefeiert. Nach nunmehr langjähriger Erfahrung mit Padsavern  werden sie zunehmend kritisch beäugt. 

padsaverEin häufig geäußertes Argument gegen die Verwendung von Padsavern ist, dass die von dem Padsaver an der Innenwand und den Polstern aufgenommene Feuchtigkeit im Padsaver und damit im Instrument verbleibt. Ich habe dem nie besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt, da  Rohrinnenseite und Polster sowieso bei jedem Spiel platschnass werden und dann – mit oder ohne saver – irgendwann wieder trocknen. Dies kann natürlich langfristig zur Aushärtung der ledernen Oberfläche der Polster führen. Aber ob die Feuchtigkeit eine Stunde mehr oder weniger mit dem Instrument Kontakt hat, fand ich nicht so spannend, zumal der (alternativ verwendete) Durchziehwischer meist ebenfalls im Koffer bleibt und für ein feuchtes Klimas sorgt. Das folgende Erlebnis hat meine Einstellung  zum Wanken gebracht. 

Kürzlich kam ein Saxophon-Kollege, seines Zeichens Saxophon-Dozent an einer deutschen Musik-Hochschule,  mit seinem Altsax zu mir und bat mich, einmal einen Blick auf sein Instrument zu werfen: „Da deckt irgendwas nicht“.  Ich machte das Etui auf, nahm den grünen Padsaver aus dem Instrument und steckte eine Leuchtstoffröhre hinein. Ich konnte keine Deckungsfehler erkennen, aber ich sah etwas anderes: Die gesamte Klappenmechanik war in einen Pelz von grünen Fusseln eingewoben. Der Besitzer pflegte sein Instrument regelmäßig zu ölen, was an sich eine gute Idee ist, aber an Öl halten die Fusseln besonders gut. 

Also begann ich mit Q-Tips Klappe für Klappe zu entfusseln. Hierzu demontierte ich einen Teil der Klappen. Erst da sah ich die ganze Bescherung: Die Rillen, welche die Tonlochränder auf den Polstern hinterlassen, waren mit einem relativ dicken Pelz von grünen Padsaver-Fusseln ausgefüllt. Dieser Pelz ist nicht luftdicht, daher die gefühlten Deckungsfehler. Mit der Leuchtstoffröhre war das Problem nicht zu erkennen. Ich befreite ein Polster vorsichtig von ihrem Belag und montierte die Klappe wieder. Und siehe da, ohne den Fussel-Pelz deckte das Polster leider erst recht nicht mehr! Aus der kleinen Inspektion wurde, ohne dass wir beide es wollten, fast eine Generalüberholung.  Bekannte aus der reparierenden Zunft bestätigten mir später meine Erfahrung.

padsaverpadsaverDies gab mir zu denken, und ich untersuchte meine eigenen Instrumente auch auf Fusseln. Das war auch höchste Zeit, von einem älteren Padsaver mit Haarausfall musste ich mich sofort trennen.

Ich bin nach wie vor bekennender „Padsaver“, aber ich rate neuerdings zu großer Vorsicht. Padsavern geht es wie uns: eines Tages beginnen sie zunehmend, ihre Haare zu verlieren, und diesen Zeitpunkt gilt es zu erkennen.  Es gibt unterschiedliche Qualitäten, es dauert also unterschiedlich lange. Aber sobald sie zu sehr zu haaren beginnen:  Weg damit, einen neuen kaufen, sonst: s.o.!

Warnen muss ich auch vor den Exemplaren, die zu buschig sind. Ein Padsaver, der sich nur mit viel Kraft in das Saxophon stecken lässt, kann im Extremfall das eingelötete untere Oktavröhrchen abreißen! Alles schon erlebt.

www.hwproducts.com

www.shwoodwind.co.uk/Testing/Padsavers.htm


 


 
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Erstveröffentlichung im  " SONIC  Magazin für Holz- & Blechblasinstrumente ".


 
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