Übersicht Testberichte                                                                                           Autor
 
 
Ständer gleich Ständer ?

3 Saxophonständer im Vergleich

Wer am Instrumentenständer spart, gefährdet sein Instrument. Oft sieht man in Spielpausen Saxophone auf dem Boden oder auf Stühlen liegend oder in Zimmerecken gestellt. Wer zwischen 1000,- und 3000,-EUR für ein Saxophon bezahlt hat, sollte ein paar Euro locker machen, um das  wertvolle Instrument wirkungsvoll zu schützen.
Also schnell irgendeinen billigen Ständer erwerben? Ist Ständer gleich Ständer, Hauptsache steht? Wie in richtigen Leben gibt es auch hier selbverständlich Unterschiede.

Welche Forderungen sollte an einen  Saxophonständer gestellt werden?
Er hat oben eine Art Gabel, ein offenen Ring,  der den Schallbecher hält. Weiter unten, etwa in der Höhe der Lötverbindung zwischen  Knie und Schallbecher greift eine zweite, kleine Gabel, die das Saxophon stützt. Diese beiden Auflageflächen müssen so beschaffen sein, daß sie die Saxophone sicher halten. Dies geht am besten, wenn beide Gabeln der Verrundung des Schallbechers möglichst genau entsprechen. Ist die obere Gabel zu eng, ist es nicht nur schwierig, das Saxophon hineinzustellen; beim Aufnehmen des Instruments krallt sich solch ein Ständer schon mal am Saxophon fest und wird mit angehoben. Ist die Verrundung der Gabel zu weit, besteht die Gefahr, daß das Instrument keinen rechten Halt hat und sich auf dem Ständer majestätisch zur Seite legt.
Beide Gabeln sollten mit Plastikschlauch, Gummi oder Moosgummi überzogen sein, damit ein Rutschen des Instruments verhindert wird und damit es keine Kratzer gibt.
Das Ganze steht auf einem Untergestell mit 3, seltener 4 Füßen. Der Kreisumfang, auf dem die Ständerfüße stehen, sollte aus Gründen der Standfestigkeit möglichst groß sein.
Der Ständer sollte für den Transport zusammenlegbar sein.

Zum Test erhielten wir einen Saxophonständer des deutschen Herstellers K & M (Modell 143) und einen amerikanischen Ständer der Firma Oleg, der optisch völlig aus dem Rahmen fällt. Beide Ständer sind seit 3- 4 Jahren auf dem Markt. In den Vergleich einbezogen wurde ein älteres Exemplar des bekannten Saxophon-Ständers, der seit Anfang der 90er Jahre bis heute praktisch baugleich von mehreren taiwanesischen und chinesischen Herstellern gebaut wird und unter vielen verschiedenen Markennamen wie Promise, Jupiter, Dixon, Basix usw. im Handel ist. Wir wollen ihn für diesen Bericht einfach das „Taiwan-Modell“ nennen. Während Oleg für Alt- und Tenorsaxophon unterschiedliche Modelle anbietet, gibt es von den beiden anderen Fabrikaten für Alt-  u n d Tenorsaxophon nur ein gemeinsames Modell.

K&M

Nehmen wir zunächst der K&M - Ständer  Modell 143 unter die Lupe.

Dieser Ständer ist seit etwa 4 Jahren neben weiteren (älteren) K&M Saxophonständer-Modellen auf dem Markt. K&M baut seit vielen Jahrzehnten Saxophonständer und war früher praktisch der einzige Versorger des deutschen Marktes. Das änderte sich vor ca. 10 Jahren beim Auftauchen des  taiwanesischen Saxophonständers aus unserem Vergleichstest; aufgrund des günstigen Preises erzielte das Konkurrenzprodukt innerhalb kurzer Zeit einen erheblichen Marktanteil. K&M mußte sich mit seinem neuen Modell wirklich etwas besonderes einfallen lassen, um konkurrenzfähig zu bleiben.
Man hat sich in der Tat sehr viele Gedanken gemacht. Schon immer baute K&M – wie die meisten internationalen Hersteller - ein gemeinsames Modell für Alt- und Tenorsax. Durch die unterschiedliche Größe beider Instrumente ergibt sich zwangsläufig ein Problem: was für alle Größen passt, passt für keine optimal. Die obere Gabel muß zurechtgebogen werden, die untere muß in der Höhe verstellbar sein, damit dies funktioniert.

K&M hat dies folgendermaßen gelöst. Die obere Gabel ist nach dem Prinzip des „Schwanenhals“ für Mikrophone gebaut, allerdings wesentlich steifer. Sie ist (ohne Werkzeug) mit beiden Händen biegbar, man muß nur einige Kraft aufwenden. So kann man sie (im Idealfall) jedem Saxophon-Schallbecher anpassen. Für eine optimale Anpassung an den Schallbecher-Rand ist die Gabel um einige Winkelgrade nach rechts geneigt, genau wie dies bei den Schallbechern vieler Saxophonmarken (z.B. Selmer) der Fall ist. Dies ist auf dem weltweiten Markt einmalig.
Die untere Gabel ist aus Plastik und nicht biegbar. Sie wird eingeclipst, nicht angeschraubt. Hierfür gibt es 5 Positionen. Sie wird für Altsaxophone am besten in das oberste Loch geklipst, für Tenorsaxophone in das zweite von unten. Ihre Verrundung paßt besser für Tenorsaxophone.

Der Sockel steht auf einem Kreisumfang von 60 cm, was auch für einen 3-Beiner für ausreichende Stabilität sorgt. Er hat einen Nut für die Aufnahme des Obergestells. Nutzt man ihn, ist das Obergestell in einer Position fixiert, nutzt man ihn nicht, kann das Obergestell nach Lösen der Schraube gedreht werden.
 
Im Praxistest wurde er mit  Alt- und Tenorsaxophonen ausprobiert. Ab Werk ist die Verrundung etwa für Altsaxophone passend. Unsere Biege-Versuche ergaben folgendes: Wenn man die Gabel freihand für den Einsatz mit Tenorsaxophonen aufbiegt, ergibt sich ein abgerundetes V, das sich dem Schallbecher nicht optimal anpaßt. Eigentlich müßte man sie z. B. um ein  passendes Eisenrohr (Regen-Fallrohr?) biegen, um eine gute Verrundung zu erzielen. Möglicherweise wird sich der ein oder andere Musiker versucht fühlen, die Gabel um den Schallbecher des Instruments zu biegen. Dieser Versuchung sollte man keinesfalls nachgeben!  Man würde unweigerlich den Schallbecher beschädigen.  Wenn man die Gabel wieder auf Altsax-Maße zurückbiegt, entspricht die Krümmung sofort der gewünschten Form. Daher erhält dieser  Ständer bei der Benutzung von Altsaxophonen eindeutig die besseren Noten.
Ein Anschluß für die Montage eines Klarinettenkegels ist nachrüstbar.
Material: schwarz lackiertes Stahlrohr, Kunststoffüberzug an den Gabeln. Gewicht: ca.1100 Gramm.
Preis (UVP): 20,50 EUR
 

Taiwan-Modell (Jupiter/Dixon/Promise/Basix etc.)

Grundsätzlich entspricht dieser Ständer dem oben beschriebenen. Allerdings ist die obere Gabel starr und ohne Werkzeug (Schraubstock) nicht einstellbar. Die Krümmung entspricht der eines Tenorsax-Schallbechers, ein Altsaxophon ist auf ihm ohne Anpassung nicht richtig gut aufgehoben. Beide Gabeln sind mit Moosgummi überzogen. Die untere Gabel ist angeschraubt, nicht geklipst. Es gibt nur zwei Befestigungspositionen, aber sie sind gut plaziert: oben Alt, unten Tenor. Das Obergestell wird in einen dreibeinigen Sockel gesteckt und festgeschraubt. Eine besondere Arretierung gibt es nicht. Die 3 Füße stehen auf einer Grundfläche von 54 cm.
Es gibt Ausführungen mit und ohne angeschweißten Anschluß für Klarinettenkegel. Da der dreibeinige Sockel nach eigener Erfahrung im Laufe der Jahre ein wenig durchsackt, steht die Klarinette irgendwann schräg.
Dieser Ständer erhält wegen seiner Gabelform bei der Verwendung für Tenorsaxophone die besseren Noten.
Material: Schwarz lackiertes Stahlrohr, Moosgummiüberzug an den Gabeln. Gewicht: ca. 1000 Gramm.
Preis, z. B. Basix: 17,60  EUR

OLEG
Die amerikanische Firma mit dem russischen Namen leistet sich den Luxus, unterschiedliche Ständer für Alt – und Tenorsaxophone herzustellen. Für den Test erhielten wir das Alt-Modell. Der Ständer ist bis auf 6 Schrauben vollständig aus Kunststoff hergestellt und ist dadurch wesentlich leichter als die beiden anderen Ständer.
Das erstmalige Aufstellen des  Oleg Ständers stellte auch an den Ikea-erfahrenen Heimwerker erhebliche Anforderungen. Nachdem der erste Versuch scheiterte, das zu einem Plastik-Brettchen zusammengefaltete Ding zu entfalten, wurde die Anleitung zu Hilfe genommen. Abb.1, Abb.2, Abb.3, ach so, jetzt hat es geklappt. Very tricky, wurde in Amerika sogar patentiert.
Very tricky ist auch ein feature, das Oleg von den LaVoz-Ständern der 80er Jahre übernommen hat: Die obere Gabel ist nicht einteilig, sondern  besteht aus zwei in Gelenken gelagerten Hälften. Sie geben nach, wenn man den Saxophonbecher hineinlegt und schließen sich unter dem Gewicht des Instruments fest um seinen Rand. Eigentlich genial: aufgrund dieser aufwendigen Bauweise liegen (im Idealfall) beide Hälften immer perfekt am Schallbecher an und halten ihn sicher. Anstelle der unteren Gabel bietet der Oleg-Ständer zwei Haltepunkte mit Gummiauflagen.

Unsere Begeisterung wurde beim Praxistest leider gedämpft. Die Gabelhälften sind mit Gummistreifen belegt, die das Instrument leider doch nicht so sicher halten. Einige Male legte sich das Saxophon im Ständer in zeitlupenartiger Bewegung langsam auf die rechte Seite, bis die Becherklappen-Körbe den Ständer berührten. So wurde es zwar immer noch vom Ständer gehalten, aber mit arger Schlagseite. Auch klebte das Gummi am Saxophon fest, wenn man das Instrument aufnehmen wollte. Entweder hing der Ständer ein paar Sekunden lang am Instrument fest, bevor er herunterfiel, oder man mußte den Ständer mit dem Fuß festhalten.
Der Ständer steht auf einer Grundfläche von nur ca.  45 cm. Die Standfestigkeit ist trotzdem gut, da das Saxophon stärker geneigt steht und der Schwerpunkt so tiefer liegt.
Material: Kunststoff. Gewicht: ca. 650 Gramm
Preis: ca. 80,-EUR

Die Yamaha-Schikane

Bevor ein Saxophonständer für Altsaxophone bei uns ein gutes Prädikat erhält, muß er erst noch den Yamaha-Test bestehen.
 Bei den in der Praxis häufig gespielten Altsaxophone der Serien 62, 32, 23, 25 und der neuen Serie 275 gibt es eine Besonderheit, mit der die meisten Saxophonständer nicht gut zurechtkommen: Sie haben einen einteiligen Klappenschutz für die 4 tiefsten Becherklappen, der just an der Stelle eine aufgelötete Stütze hat, an der die Saxophonständer mit der unteren Gabel angreifen.  Diese Stütze und die untere Gabel des Ständers sind sich gegenseitig im Weg.

Am besten kommt noch der Taiwan-Ständer hiermit zurecht. Die untere Gabel ist angeschraubt und kann seitlich verdreht werden. Wenn sie sorgfältig eingestellt wird, weicht sie der Stütze aus und hält das Instrument trotzdem ausreichend sicher.

 Der K&M Ständer kommt damit gerade noch zurecht. Die untere Gabel läßt sich zwar nicht verdrehen, aber die Gabelarme sind so kurz, daß sie gerade bis zu der störenden Stütze reichen und nicht weiter. Dennoch muß man beim Einstellen des Saxophons etwas vorsichtig sein und des Instrument genau gerade einstellen; bei einem schnellen Instrumentenwechsel kann das auch schon mal schief gehen.

Der Oleg Ständer hat die größten Schwierigkeiten. Einer der unteren Stützpunkte des Ständers möchte das Saxophon genau da stützen, wo sich die Klappenschutz-Stütze befindet. Infolgedessen ist das kippsichere Abstellen eines Yamaha Altsaxophons ziemlich heikel. Daher ist der Oleg-Ständer  den Besitzern der genannten Alt-Modelle nicht zu empfehlen.
 

Resumee

Wegen seiner spezifischen Gabelform ist der K & M Ständer, so wie er geliefert wird, der bessere Altsax-Ständer. Er läßt sich auch zu einem gut passenden Tenorständer umbiegen, aber nicht einfach „freihand“ wie das Anleitungsblatt verspricht.  Für die genannten Yamaha-Altsaxophone eingeschränkt zu empfehlen.

Der Taiwan-Ständer (z.B.:Basix)  ist, so wie er geliefert wird, der bessere Tenorsax-Ständer. Er läßt sich auch zu einem gut passenden Altsax-Ständer umbiegen, aber nur von einem geübten Handwerker am Schraubstock. Wird diese Anpassung vorgenommen, ist er der beste Tip für Besitzer der genannten Yamaha-Saxophone. Preisgünstigster Ständer im Test.

Der Oleg Altsax-Ständer ist der kleinste und mit Abstand leichteste im Test, und er ist absolut außergewöhnlich. Für diese Extravaganz muß man ein wenig nach einer Bezugsquelle suchen  und dann einen stolzen Preis auf den Tisch legen. Dafür hat man dann etwas, was sonst keiner hat. Für die Besitzer besagter Yamaha-Modelle leider nicht zu empfehlen.
 

                                      Klaus Dapper

Übersicht Testberichte


copyright  © 2002/2003 by Klaus Dapper , Düsseldorf

Veröffentlichte Beiträge und Bilder sind urheberrechtlich geschützt .
Nachdruck, Vervielfältigung oder Übersetzung nur mit vorheriger Genehmigung des Autors.
All rights reserved. No part of this publication may be reproduced or transmitted in any form or by any means.

Erstveröffentlichung in  sonic - wood & brass


copyright © layout , 2003 by mike duchstein , berlin