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2 Sopransaxophone  in Altsax-Form
 

Rampone & Cazzani „R1“ und „R1 Jazz“

 

Diesmal geht es um die  zwei niedlichen kleinen Schwestern des im letzten Heft vorgestellten Tenorsaxophons.  Sie stammen von der italienischen Manufaktur RAMPONE & CAZZANI aus Quarna, einem kleinen Dorf am Orta-See in der Nähe des  Lago Maggiore. 

Sopransaxophone wurden ursprünglich nur in gerader Form – ähnlich der Klarinette – gebaut. So hatte sie bereits Adolphe Sax konzipiert und so waren sie bis etwa um das Jahr 1900 von allen Herstellern gebaut worden. Schließlich hatte der erste Hersteller – möglicherweise die amerikanische Firma Conn – die Idee, auch das Sopran in der saxophontypischen S-Form zu bauen. In den 20er Jahren entwickelte sich dieses Instrument in Amerika zu einem Verkaufs-Schlager; Buescher, Conn und King stellten einen beträchtlichen Teil ihrer Sopransaxophone in Altsax-Form her. Es zeigte sich aber, daß diese Bauweise ihre Tücken hatte. Bereits in der geraden Bauweise waren Ansprache und Intonation der frühen Sopransaxophone immer etwas heikler als die der größerem Instrumente. Die Probleme wurden bei der runden Form eher größer. Einige Hersteller bekamen dieses Problem einigermaßen in den Griff, andere weniger. Während der großen Wirtschafts-Depression in Amerika Ende der 20er Jahre stellten die amerikanischen Hersteller nach und nach alle Sonder-Modelle ein – damit auch das gebogene Sopran. Auch Selmer Paris baute in den 30er Jahren gebogene Sopransaxophone, stellte diese Modelle ebenfalls bald wieder ein, da man mit den Ergebnissen nicht recht zufrieden war. Seitdem war das gebogene Sopransaxophon beinahe von der Bildfläche verschwunden.

Das große comeback der Sopransaxophone in Altsax-Form begann mit der Eroberung des europäischen Marktes Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre  durch die asiatischen Hersteller, die anscheinend eine besondere Affinität zu dem Winzling hatten. 1979 baute der japanische Hersteller Yanagisawa sein erstes gebogenes Sopransaxophon, gleichzeitig das erste Sopran mit abnehmbaren Hals. Seitdem bis heute sind die gebogenen Sopransaxophone von Yanagisawa „state of the art“, alle anderen – meist in Taiwan gebauten -  Instrumente, müssen sich bis heute daran messen lassen. Rampone & Cazzani ist heute der einzige europäische Hersteller (baut Orsi noch?), der sich an diese heikle Bauform heranwagt. Anlaß für uns, diesen sympathischen Winzling näher unter die Lupe zu nehmen.

Der Anblick eines  gebogenen Sopransaxophons hat auf viele Betrachter dieselbe Wirkung wie der Anblick eines sehr jungen Kätzchens: „Ist das aber niiiiedlich!“!  Wegen seiner miniaturisierten Form schließen die meisten Saxophon-Freunde diese Instrument spontan in ihr Herz. Das böse Erwachen kommt in vielen Fällen – ebenfalls wie bei manchen jungen Katzen - , wenn das Ding nicht so will wie der Besitzer. Aber davon später.

 

Rampone & Cazzani bietet Sopransaxophone in Altsax-Form in sämtlichen vier Modellreihen an. Wir erhielten zwei Instrumente der gehobenen Reihen: Ein goldfarbenes Instrument der Serie „R1“ mit der Serien Nr. 23740  und ein versilbertes der Serie „R1 Jazz“ mit der Serien Nr. 23766.

 

ERSTER EINDRUCK 

Das goldfarbene „R1“ Sopran ist optisch den üblichen  Goldlack-Instrumenten recht ähnlich. Wegen der Lackierung über der 0,2 µ starken Vergoldung ist es auch akustisch mit normalen Goldlack-Instrumenten vergleichbar. Es verfügt über eine Hoch-G-Klappe. Hierzu sei ein persönlicher Kommentar erlaubt: Wir halten die Hoch G-Klappe generell für unsinnig. Der Autor dieser Zeilen - und nicht nur er – verwendet regelmäßig das hohe G und A auf dem Sopransaxophon, je nach Tagesform auch noch höhere Töne. Dafür ist keine zusätzliche Tonlochbohrung in dem empfindlichen obersten Bereich des Rohrs nötig. Leider hat Yanagisawa mit diesem Unfug angefangen; zu unserem Schrecken hat Selmer mit dem Modell „Super Action III“ (siehe sonic Test 6/02) dies nachgemacht. Worauf die chinesischen Copy-shops natürlich folgten. Seitdem wird auf Musikinstrumenten-Messen oft gefragt: „Hat dat auch hoch-G?“, als handele es sich um etwas Ähnliches wie die PS-Angabe bei Autos. Die  so fragen sind aber in den seltensten Fällen professionelle Sopransax-Spieler.  Letztere befürchten nämlich eher, daß das zusätzliche Tonloch in diesem kritischen obersten Bereich die Ansprache des gesamten Instruments verschlechtert. Außerdem trifft man beim Spielen eines Hoch-G-Instruments die Hoch-Fis-Klappe nicht mehr so sicher. Hersteller, hört lieber auf die Musiker, nicht auf die Händler!

Zum Glück gibt es das Rampone „R1“ curved soprano (im Gegensatz zum Selmer „SA III“) wahlweise auch ohne hoch-G-Klappe.

Unser  „R1 Jazz“ ist versilbert und reicht bis Hoch-Fis. Im Gegensatz zu anderen versilberten Modellen ist die Oberfläche nicht  hochglänzend sondern leicht mattiert ist. Die Mattierung ist auf die Verwendung einer besonderen Antik- Politur zurückzuführen, wie sie von Restauratoren verwendet wird. Dies sieht nicht nur edel aus, es verzeiht auch die ersten durch den Gebrauch verursachten Spuren.
 

Rampone ist der erste Hersteller, dem es gelungen ist, die Klappen auf dem gebogenen Sopran genau so anzuordnen wie bei dem Altsaxophon. Dies betrifft besonders die Lage der tiefsten 3 Tonlöcher, die  Achsanordnung und die Griffteile für den linken kleinen Finger. In diesem Punkt entsprach bis vor kurzer Zeit die übliche Bauweise den Modellen der 20er Jahre, mit den Schallbecher-Klappen auf der „falschen“ Seite. Das Problem, das es zu lösen galt, war neben dem knappen Platz der Umstand, daß die Finger der rechten Hand beim Öffnen ihrer Klappen nicht gegen die Schallbecher-Klappen stoßen durften. Dies löste man bei Rampone zum Teil durch eine stärkere Drehung des Schallbechers nach links. Weiter übertrug man die bei großen Saxophonen übliche off-set Anordnung der Tonlöcher für die rechte Hand: die Tonlöcher sind um etwa 30 Grad aus der Mittelachse versetzt, der Hand entgegen. Hierdurch entfernen sich die Fingerspitzen weiter vom Schallbecher. Die Griffteile für den linken kleinen Finger entsprechen nun exakt den Verhältnissen beim Altsaxophon, einschließlich B-Wippe für den linken kleinen Finger.
 

AUSSTATTUNG

Das „R1“ Sopran ist mit einer 0,2 µ  Goldauflage versehen, dann mit Klarlack überzogen. Durch die  Vergoldung hat das Instrument eine sattere Goldtönung als die üblich Goldlack-Ausführung.

Das R1 Jazz hat ein Schallrohr aus Goldmessing und ist „antiquato“-versilbert. Unter Goldmessing versteht man Messing mit einem höheren Kupferanteil. Es verspricht einen etwas weicheren Ton. Diese Eigenschaft wird unterstützt durch die Versilberung und den Verzicht auf eine Lackierung.

Die obersten kleinen Tonlöcher sind aufgelötet, die übrigen gezogen. Die Achsböckchen sind – anders als bei den größeren Rampone-Saxophonen – nicht einzeln aufgelötet sondern in Gruppen auf  drei Schienen vormontiert.

Auffällig ist, daß Rampone sein gebogenes Sopran nicht mit abnehmbaren Hals baut. Der austauschbare Hals bei Sopransaxophonen war eine Entwicklung von Yanagisawa, sie wurde 1985 mit dem „S-880“ Modell auch für das gerade Sopransax eingeführt.  Yanagisawa wurde damit zum trend-setter: Fast alle großen und kleinen Hersteller übernahmen diese Bauweise. Sopransaxophone ohne austauschbaren Hals wurden bald nur noch für preisgünstige Schülerinstrumente akzeptiert. Dabei hat es sich durchaus gezeigt, daß die Steckverbindung eine Problemquelle sein kann.  Selbst Yanagisawa änderte bereits mehrmals das Design seiner Steckverbindung. Beim Nachstimmen oder Aufstecken des Mundstücks dreht sich der Hals gerne mit und sorgt so für Verschleiß. Dieses Problem existiert  bei Rampone & Cazzani Sopransaxophonen nicht. Das oberste Stück des Hauptrohrs ist ein wenig gekrümmt, die Unterseite der Krümmung tragt eine aufgelötete Verstärkung. 

Für die Justierung der Klappenkoppelung besitzt das Instrument  8 Einstell-Schrauben: F-B-Gis-Koppelung, gegliederte Gis-Klappe,  gegliederte tiefe Cis-Klappe und tief-Cis-Sperre. Dazu kommen zwei schraubbare Klappenkoppelungen im Bereich der linken Hand, die für moderne Sopransaxophone typisch sind: die Verbindung der C-Klappe mit der H- und A-Klappe. Schließlich ist der Klappenaufgang für die vordere Hoch-F-Klappe verstellbar.  Die 3 Anschläge in den Körbchen der Knie- und Becherklappen sind nach Selmer-Art mit dem Schraubenzieher verstellbar. Für die Es-Klappe wurde das Körbchen weggelassen. 

 Für die Klappenanschläge und Koppelungen verwendet man Naturkork und grünen Filz. Lediglich für die Mundstück-Aufnahme wurde synthetischer Kork verwendet.  Die 9 Finger-Einsätze (8 bei dem normalen „R1“) sind aus echtem Perlmutt. Der vordere Hoch-F-Hebel hat einen tropfenförmigen Metalldrücker. Die unvermeidliche Halterung für die Marschgabel wurde auf der Unterseite des Instruments in der Nähe des Tragerings untergebracht.

Die Daumenauflage (links) ist aus schwarzem Kunststoff mit Perlmutteinsatz. Für den (seitwärts verstellbaren) Haken für den rechten Daumen wurde nicht dasselbe Teil verwendet wie bei den großen Saxophonen. Rampone entwickelte für die Sopranmodelle einen eigenen, etwa halb so breiten Daumenhaken. Die Polster sind mit Metallreflektoren ausgestattet. Die Klappen, die im Ruhezustand geschlossen sind, machen beim Öffnen hörbare Schmatz-Geräusche.
Eine geschmackvolle Schallbecher-Gravur verziert den Schallbecher und den unteren Bogen. Das Muster ist bei den beiden Modellen unterschiedlich, aber sie gefielen uns beide sehr gut.
 

VERARBEITUNG

An Klappenwerk und Schallröhre sind auf den ersten Blick keinerlei Verarbeitungsmängel zu erkennen. Die Lötstellen sind generell ordentlich ausgeführt, obwohl man sieht, daß man es nicht mit Automaten-Fertigung zu tun hat. Die Stützen der Schallbecher-Körbchen sind zum Teil nicht perfekt der Rohr-Krümmung angepaßt, und so bilden sie mit Lötzinn gefüllte Hohlräume. Dies gefiel uns weniger. Bei dem „R1 Jazz“ befinden sich in den Fugen noch Reste der dunklen Antik-Politur. Dies ist durchaus beabsichtigt und soll zu dem Antik-look beitragen. 

Zum Aufspüren von Deckungsfehlern bauten wir die tiefe C-Klappe aus und führten eine elastischen Lichtschlauch ein. Bei dem „R1“ Modell fielen drei nur bei kräftigem Druck schließende Klappen auf. Für den Spieltest wurden diese Deckungsfehler zunächst behoben.

 
SPIELTEST

Bevor eine Bewertung der Spieleigenschaften vorgenommen werden kann, eine Bemerkung zu dem „niedlichen“ gebogenen Sopran. Es ist anscheinend einfacher, ein Sopran mit guten Spieleigenschaften in gerader Form zu bauen. Deswegen hat Selmer (Paris) das Sopran in Altsax-Form bald wieder aufgegeben, andere große Hersteller wie Keilwerth und Yamaha haben es gar nicht erst versucht. Hinsichtlich Intonation und Leichtigkeit der Ansprache sind gute gerade Sopranos doch noch  unerreicht. Wer sich trotzdem für ein gebogenes entscheidet, schließt einen Kompromiss. Er tut dies entweder bewusst aus klanglichen  Gründen oder er/sie hat sich in diesen niedlichen Winzling verliebt. Aus Fairness-Gründen wollen wir den beiden Rampones nicht vorhalten, was ein gerades Sopran besser kann.  Allerdings müssen sie den Vergleich mit dem Yanagisawa curved soprano aushalten, das seit 24 Jahren als das beste der gebogenen gilt.

Zunächst fällt auf, daß die Krümmung am Hals des Rampone Saxophons stärker ist, als man von neuen Yanagisawa Modell kennt. Man erinnert sich an die Hälse der Yanagisawa-Modelle aus den 80er Jahren, die auch noch einen stärker gekrümmt waren.

Zunächst wurde das beiliegende Kunststoff Mundstück Rampone & Cazzani Nr. 1 verwendet. Es geht ganz gut mit einem Rico 2 ½ Blatt, aber stellte uns letztlich nicht zufrieden. Der weitere Spieltest erfolgte mit dem vertrauten Selmer S 80 Bahn D und einem Vandoren 2 ½ Blatt.

 

Fingerfreundlichkeit

Man merkt, daß man sich bei Rampone einige Gedanken gemacht hat was den Griffkomfort betrifft. Im Allgemeinen ist das Griffgefühl auch gut, für den linken kleinen Finger ist das Rampone wegen der neuen Klappenanordnung eine echte Wohltat. Aber es gibt auch Ausnahmen: 1. Dem linken Daumen ist die Hoch-D-Klappe im Weg, die ungewöhnlich weit nach unten ragt. 2. Der schmale Daumenhaken fühlt sich etwas kantig an. Alle anderen Hersteller verwenden einen Daumenhaken von normaler Größe, was wesentlich bequemer ist. Außerdem wäre es bequemer, wenn er ein paar Winkelgrade näher zur rechten Hand angeordnet wäre. 3. Die Griffteile für den rechten kleinen Finger erscheinen nicht optimal: Der Es-Drücker ist zu nahe am Mittelfinger angeordnet. Beide Finger berühren sich beim gegriffenen Es. Außerdem ist die Druckrichtung nicht gut. Es- und C- Drücker stehen fast im rechten Winkel zu den Klappen auf der Mittelachse. Alle Finger  der rechten Hand möchten gerne annähernd in die selbe Richtung drücken, wie dies bei den geraden Sopransaxophonen auch möglich ist. Davon ist der rechte kleine Finger weit entfernt. Daß dies auch bei dem gebogenen Sopran besser geht, zeigt ein Griff zu dem Yanagisawa Vergleichs-Instrument.

 

Ansprache

Der Blaswiderstand beider Instrumente bewegt sich grundsätzlich im Bereich der oberen Mitte. Allerdings ist zu bemerken, daß das „R1 Jazz“ leichter anspricht und losgeht als das normale „R1“. In der tiefen Lage, etwa ab E 1, spricht vor allem das „R1“ schwerer an als in der höheren Lage. Besonders C1 und Cis1 sind  bockige Töne. Bei Cis1 liegt es vielleicht an der nicht weit genug öffnende Cis-Klappe. Auch nach Behebung der Deckungsfehler war die Ansprache der tiefen Lage immer noch nicht entscheidend leichter. Zum Vergleich haben wir noch einmal das Yanagisawa curved soprano ausgepackt. Dieses Instrument läuft in der tiefsten Lage genauso leicht wie in höheren Gefilden. Es muß also nicht so sein.

 Etwas schwerer als bei dem Vergleichs-Instrument von Yanagisawa sprechen auch die ganz hohen Töne ab E3 an. Sie neigen zum „Unterblasen“, das heißt, der Ton eine Oktave tiefer klingt mit. Ein besonders bockiger Ton ist das hohe F mit der vorderen Hoch-F-Klappe. Mit diesem Griff hat aber auch das Yanagisawa leichte Probleme, na gut.  Die Ansprache-Eigeschaften sprechen eindeutig zugunsten des „R1 Jazz“, obwohl es auch noch leichter geht (Yanagisawa).

 
Stimmung

Die  Grundstimmung wird von Rampone mit dem international üblichen  a= 440 Hz angegeben. Nach einer ausgiebigen Sitzung mit dem Stimmgerät waren wir von der Intonation des „R1“ recht angetan.

Die Intonationskurve war über den gesamten Bereich recht ausgeglichen. Wer Sorge hat, in der zweiten Oktave zu hoch zu sein, wird hier überrascht sein. Bereits bei dem Rampone Tenor war uns aufgefallen, daß Töne, die üblicherweise leicht nach oben tendieren, ungewohnt tief sind, und viele der gewohnten „Korrektur-Reflexe“ abgeschaltet werden müssen. Dies ist bei den beiden Sopranos auch der Fall. Selbst der kritische Bereich oberhalb von  C3 braucht nicht merklich abgesenkt zu werden; lediglich das Fis 3 ist relativ hoch. Hier gibt es einen Konflikt zwischen Ansprache und Intonation. Gibt man zu viel Druck, wird das Fis zu hoch, gibt man weniger Druck, riskiert man, daß der Ton nicht anspricht. Für eine zweite Sitzung wurde das Stimmgerät auf A=443 Hz eingestellt, einer Stimmung, auf  die man in vielen deutschen Orchestern trifft, falls man mal für den Bolero von Ravel verpflichtet wird. Hier muß man etwas aufpassen, dass die kurzen, also höchsten Töne nicht zu hoch werden, aber dies ist man bei Sopransaxophonen sowieso gewohnt. Der gesamte übrige Bereich ist unkritisch und noch mit Leichtigkeit in tune spielbar.  

Wir waren sehr zufrieden mit der guten Intonation; Sopranspieler sind in dieser Hinsicht nicht gerade verwöhnt.

 
Klang

Beim Sopransaxophon besteht je nach Mundstückwahl und Spielvermögen des Musikers immer die Gefahr, daß das Instrument durchdringend, grell und nach Alarm klingt. Es ist viel wert, wenn ein Instrument diese Tendenz nicht zu sehr unterstützt. Gebogene Sopransaxophone klingen immer weniger hart als ansonsten baugleiche gerade, und der klangliche Bruch bei dem Registerwechsel fällt wesentlich milder aus. Andererseits hat der Musiker durch den nach oben gerichteten Schallbecher einen direkteren Klangeindruck als bei dem geraden Instrument. Die gebogenen Sopranos haben einfach den gewissen Sound, den man mit keinem geraden hinbekommt. Wer diesen Sound liebt, wird sich wohl immer für ein gebogenes Instrument entscheiden und dafür andere Schwächen in Kauf nehmen.

Klanglich gefielen uns beide Rampones gut bis sehr gut. Es ist ein deutlicher Unterschied zwischen dem „normalen“ curved soprano-Klang des „R1“ und dem noch wärmeren Klang des „R1 Jazz“ auszumachen. Interessant, daß der weichere Klang mit dem Modell-Namen „Jazz“ verbunden ist. Wir hätten ihn eher mit einem Klassik-Modell in Verbindung gebracht. Uns gefiel der weichere, runde Klang des „R1 Jazz“ besser; auch erklärte Mitglieder des Sopran-Hasser-Clubs könnten sich vielleicht mit diesem Instrument anfreunden.

 
ZUBEHÖR

Beide Sopransaxophone werden mit einem Rampone & Cazzani Kunststoff-Mundstück geliefert. Weiteres Zubehör sind ein Trageband, ein niedlicher Spezial-Wischer und ein Säckchen für das Mundstück. Das Trageband ist zu lang. Für das gebogenen Sopran ist ein Standard-Gurt in der Regel nicht brauchbar, da er sich nicht kurz genug einstellen lässt. Der S-Bogen-Wischer ist dagegen eine hervorragende Idee: Normale Saxophon-Wischer passen nicht durch das Instrument, und S-Bogen-Wischer haben eine zu kurze Schnur.

In der letzten Ausgabe haben wir von dem Formetui für das Rampone Tenorsax geschwärmt: Auch zu dem Sopransax gehört ein wunderschönes aus einem Holzkern gearbeitetes (!) Formetui, das mit braunem Kunst-Nappa überzogenem ist, und das neben dem Griff einen Schulter-Tragegurt hat. Um den Schallbecher herum wurden kunstvoll zwei „Beulen“ aus dem Profil des Etuis herausgearbeitet.  Das Etui hat zwei (abschließbare) Schnapp-Schlösser aus Kunststoff. Im Inneren ist das Etui mit dunkelbraunem Kunst-Samt ausgekleidet. Das Etui passt zu dem Sopransax wie angegossen; leider bietet es daher keinerlei Extra-Raum für das Mundstück oder weiters Zubehör. Stattdessen gibt es ein Säckchen, in dem das Mundstück im Inneren des Trichters verstaut werden kann. Auf der Außenseite des Etuis gibt es noch ein aufgesetztes, ungefüttertes Reißverschluss-Fach, in dem wir das restliche Zubehör + Blätter so gerade eben unterbringen können.    

 
PREIS 

Der empfohlene Preis beider Instrumente liegt  in der uns vorliegenden Form („R1“ mit hoch G, „R1 Jazz“ versilbert „antiquato“, bis Hoch-Fis) bei immerhin 3.400,-EUR. Wenn man bei dem „R1“ auf die Hoch-G-Klappe verzichten möchte, wird es ca. 280,-EUR billiger. Auch wenn man begeistert ist von dem Instrument, bei dem  als erstem die Klappenanordnung moderner Altsaxophone vollständig auf das Sopran übertragen wurde, auch wenn einem die gute Intonation und der wunderschöne Klang des „R1 Jazz“ sehr gefallen: dieser Preis ist entschieden zu hoch. Zum Vergleich: das erwähnte Yanagisawa curved soprano liegt derzeit bei 2560,-EUR.

 

Pro

Traditionelle Fertigung in Handarbeit

Edle Optik: Vergoldung bzw. Antik-Versilberung

Besonders bei dem „R1 Jazz“: warmer, runder Klang

Für ein gebogenes Sopran erstaunlich gute Intonation

 

Kontra

Besonders bei dem „R1“: hoher Blaswiderstand in der tiefen Lage

Schwere Ansprache der höchsten Töne

Sehr hoher Preis

 

                                      Klaus Dapper

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Erstveröffentlichung in  sonic - wood & brass


copyright © layout , 2004 by mike duchstein , berlin