Übersicht Testberichte                                                                                         Autor
 


Altsax Mundstück „Optimum“ von Vandoren
 

Das neuste Altsax-Mundstück aus dem Hause Vandoren ist das zunächst nur in zwei Öffnungen erhältliche „Optimum“ Modell. Es ist so neu,  daß es dieses Modell eigentlich noch gar nicht gibt: Es wurde zwar auf der Frankfurter Messe im Frühjahr ´03 vorgestellt, seitdem läuft auch die Werbung, aber unsere Testmodelle wurden uns Ende Juni aus Frankreich zugeschickt, da sie über den deutschen Vertrieb noch nicht lieferbar waren. In einer Vorankündigung haben wir behauptet, es seien Mundstücke, die sich an die Adresse der Jazz-Saxophonisten richten. Die ist ganz falsch, wie wir nun wissen; der deutsche Vertrieb wußte es damals auch nicht besser. Beide Mundstücke sind reinrassiges Klassiker-Material.
 

Auf der Oberseite des Mundstücks findet sich der Herstellername, die Modellbezeichnung „Optimum“ und die Öffnung „AL 3“ bzw. „AL 4“. Die goldfarbene Beschriftung ist nicht eingeprägt, wie früher bei allen Fabrikaten üblich, sondern lediglich aufgedruckt. Nach längerer Benutzung werden die Angaben aufgrund der üblichen Kratzspuren, die die Blattschrauben verursachen, wahrscheinlich unleserlich. Das wäre schade, wenn man daran denkt, daß heute viele Saxophonisten auf der Jagd nach bestimmten 30 oder 40 Jahre alten Mundstück-Modellen sind. Keine Sorge: Auf der Unterseite neben der Blattauflage gibt es die Bahnbezeichnung noch einmal als (unauslöschliche) Prägung. 

Mit der äußeren Form der „Optimum“-Mundstücke bemüht sich Vandoren, sich von der Masse abzusetzten. Das hintere Ende besteht aus einem erst konischen dann zylindrischen Abschnitt, die von einer Rille getrennt werden. Es sieht dadurch irgendwie kantiger aus als die traditionellen Mundstückformen mit  geschwungenen Schaft. Das neue französische Mundstück-Design erinnert an das Design einiger neuer französischer Automodelle, deren Aussehen auch nicht auf ungeteilte Gegenliebe stößt. Als Optimum würden wir die äußere Erscheinung nicht bezeichnen. Richten wir unseren Blick also auf die inneren Werte.
 

Das „AL 3“ hat eine Öffnung von 1,52 mm und entspricht bis auf die mittel-lange Bahn etwa dem älteren Modell A 17 (kurze Bahn). Die Bahnöffnung ist vergleichbar dem Selmer B*,  aufgrund eines anderen Bahnverlaufs wirkt es allerdings offener.  Für den Spieltest erwiesen sich Vandoren Blätter Nr. 3 als beste Wahl.

Das „AL 4“ ist mit 1,63 mm etwas offener, es ist aber immer noch von konservativer Mensur. Es ähnelt hinsichtlich Öffnung und Bahnlänge sehr dem älteren A 28. Der wesentliche Unterschied liegt in dem genauen Verlauf der Bahn. Die Bahnöffnung ist vergleichbar mit Selmer C bis C*. Für das Selmer C* passen Vandoren 3 Blätter recht gut, trotzdem waren uns bei dem Optimum Mundstück die 3er Blätter  zu hart; die Vandoren 2 1/2er Blätter passten besser. Saxophon-Kollegen mit hartgesottenem Ansatz werden eine halbe Blattstärke härter wählen.

Es ist bei beiden Optimum Mundstücken auffällig, daß zu ihnen  weichere Blättern passen als zu anderen Mundstück-Modellen mit derselben Öffnung. Ein Klassik-Mundstück in Verbindung mit einem 2 1/2er Blatt: das ist für uns eine völlig neue Erfahrung.
 

Das „AL 3“  Vandoren-Mundstück klingt - verglichen mit anderen Klassik-Mundstücken wie Selmer C und Yamaha 4C - deutlich weicher und etwas leiser. Es erinnert an die Mundstücke mit großer Kammer aus den 30er Jahren. Im Saxophonquartett verschmilzt dieser Klang völlig mit dem Gesamtklang. Allerdings tritt dadurch der Klang des Sopransaxophon stärker hervor, dem ein etwas präsenterer Klang des Altsaxophons mehr „Deckung“ geben würde.

Es spielt sich sehr leicht und bequem, auch in der tiefen Lage läßt es piano- und pianissimo-Spiel zu, was mit anderen Mundstücken manchmal eine ziemliche Quälerei sein kann.

 Dieses Mundstück ist ideal für den ersten Saxophonunterricht, weil sich der gesamte Tonumfang mit großer Leichtigkeit spielen läßt. Wegen seines besonderen Klangs  dient es  nebenbei der Schonung der Ohren des Saxophonlehrers und der Nachbarn, solange die Schüler noch nicht aus dem Gröbsten raus sind. Schließlich ist es ein sehr gutes und professionelles Mundstück für Quartett, Kammermusik und Theater-Orchester, in dem ein Blasinstrument neben einer Singstimme gerne zu laut ist. Es ist eine gute Wahl für Saxophonisten, denen das Rascher-Klangideal sympathisch ist.

Das „AL 4“ hat bei etwas mehr Blaswiderstand ähnliche Eigenschaften, produziert – vor allem in Verbindung mit dem weicheren Blatt – etwas mehr Obertöne. Es ist lässt sich außer den genannten Einsatzbereichen auch für 30-Jahre-Jazz verwenden, z.B. für Gershwin- und Cole Porter- Musicals  und Artverwandtes.

Beide Mundstücke haben eine sehr schmalen Hals-Öffnung; eventuell muß der S-Bogen-Kork etwas nachgeschliffen werden.  
 
Vorbildlich ist bei Vandoren die Produktinformation: Jedem der Mundstück liegt ein kleines Faltblatt bei, das eine Tabelle aller – in unserem Fall – Alt-Mundstücke mit Bahnöffnung (in Hundertstel Millimeter) und Bahnlänge enthält. Gleichzeitig gibt es Empfehlungen, welche Blattstärken aller vier Sorten von Vandoren-Blättern zu dem jeweiligen Mundstück am besten passen.

Zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Berichts müßte das Mundstück wohl endlich lieferbar sein, und zwar in folgenden Öffnungen: AL4 und AL3 
Unverbindlicher Verkaufspreis: 106,- EUR (ohne Blattschraube und Kappe)

                                      Klaus Dapper

Übersicht Testberichte

copyright  © 2003/2004 by Klaus Dapper , Düsseldorf

Veröffentlichte Beiträge und Bilder sind urheberrechtlich geschützt .
Nachdruck, Vervielfältigung oder Übersetzung nur mit vorheriger Genehmigung des Autors.
All rights reserved. No part of this publication may be reproduced or transmitted in any form or by any means.

Erstveröffentlichung in  sonic - wood & brass


copyright © layout , 2004 by mike duchstein , berlin