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RPC Saxophonmundstücke von Ron Coelho

roncoelhoSeit einigen Jahren hört man in Profi-Kreisen Erstaunliches von einem amerikanischen Mundstückhersteller namens Ron Coelho. Unter den einschlägigen Inseraten der großen Fachhändler sucht man diesen Namen allerdings vergebens. Ron beschränkt sich nämlich auf den Direkt-Vertrieb; für die Kunden auf unserer Seite des Atlantiks  ist er nur telefonisch erreichbar oder über seine Internet-Seite. Klassik-Mundstücke sucht man bei ihm übrigens vergeblich: Sein Angebot richtet sich an Musiker aus den Bereichen Jazz/Rock/Pop; er macht ausschließlich Kautschuk-Mundstücke.

 
Ron war ursprünglich professioneller Saxophonist. Von 1978 bis 1981 machte er im Raum San Francisco eine Ausbildung als Techniker für Reparaturen von Holzblasinstrumenten, speziell Saxophonen. Den Mundstückbau erlernte er um 1995 bei dem ebenfalls sagenumwobenen Saxophonisten und Mundstück-Produzenten Fred Lamberson, dessen Vater übrigens ein berühmter Flötenbauer war. Seit 1996 ist Ron selbständig und widmet sich ganz dem Mundstückbau. RPC ist ein Ein-Mann-Betrieb.

Das Backen der Mundstück-Rohlinge aus  Roh-Kautschuk ist für kleine Manufakturen unmöglich. Diese beziehen normalerweise Rohlinge von größeren Mundstückherstellern und beschränken sich auf die Weiterbearbeitung. So bezieht Coelho seine Kautschuk-Rohlinge ("Raw castings" ) von der JJ Babbitt Co., dem größten amerikanischen Hersteller von Saxophon- und Klarinettenmundstücken.  Die Rohlinge haben eine grobe äußere Form, Bohrung und Kammer sind vorbereitet, die Bahn muß komplett aufgearbeitet werden.

Coelho baut Mundstücke für Alt-, Tenor-, und Baritonsaxophone, hierbei konzentriert er sich  allerdings auf  nur wenige Ausführungen bzw. Bahnöffnungen. Die früher ebenfalls gebauten Sopran- und Bass-Mundstücke wurden mittlerweile eingestellt. Im wesentlichen sind seine Mundstücke für die Verwendung mit  2 1/2er oder 3er Blattstärken konzipiert. Ron´s Erfahrung nach gibt es nur wenige Kombinationen von Kammer, Bahn und Blatt, die wirklich gut miteinander funktionieren. Er vergleicht dies mit einem Koch-Rezept, bei dem alle Zutaten gut aufeinander abgestimmt werden müssen.

Ron versichert seinen Kunden, daß er jedes seiner Mundstücke mindestens 2-3 Stunden lang über mehrere Tage verteilt mit verschiedenen Blättern  probiert  und solange Korrekturen an Kammerform und Bahn vornimmt, bis Klang, Ansprache und Intonation absolut makellos sind. Welcher Hersteller kann dies sonst von sich behaupten? Ron Coelho geht noch weiter und gibt folgende Garantie: Er erstattet seinen Kunden den Kaufpreis oder macht ihnen eine neues Mundstück, wenn sie mit einem seiner Produkte nicht zufrieden sind.

Einer Mundstück-Bestellung geht in jedem Fall ein (meist längeres) Telefonat voraus; die „order info“ seiner homepage führt nicht zu dem erwarteten Formular, sondern stattdessen zu seiner Telefon-Nummer. Ron erklärt das so: „RPC Mouthpieces have a 10 day trial period. Because I will refund your money or make you another mouthpiece if you are not happy, IT IS IMPORTANT THAT WE TALK ON THE PHONE SOME SO I CAN UNDERSTAND HOW TO HELP YOU WITH YOUR SOUND...CALL OR EMAIL AND I WILL CALL YOU...360-262-9400“. Bitte nur zwischen 9 to 5 Uhr „west coast time“ anrufen!!

rpc
Wer seine Nummer anruft, wird nach seinen genauen Soundvorstellungen und seinen Erwartungen an ein Mundstück gefragt.  Einem befreundeten Saxophonisten ging es folgendermaßen: Da er seine Vorstellungen nicht deutlich genug beschrieb, schnappte sich Ron während des Telefonats ein Tenorsaxophon und spielte ihm am Telefon fünfmal „on the sunny side of the street“ vor, jeweils mit einem anderen Mundstück. Danach war die Mundstückwahl entschieden. In einem anderen Fall beschrieb ein Saxophonist seine ideale Sound-Vorstellung mit einem Saxophonsolo beim Abspann zu einem bestimmten Kinofilm. Ron erbat sich ein paar Tage Zeit, besorgte sich das Video, fand heraus, wer gespielt hat, rief den Saxophonisten an, der dieses Solo eingespielt hatte und fragte ihn nach seiner Mundstück/Blatt-Kombination. Dann rief er seinen Kunden zurück und machte ein entsprechendes Angebot. Das ist kein Märchen, so etwas gibt es!

Ein längeres Telefonat mit dem Kunden ist wahrscheinlich auch Rons einzige Möglichkeit, sich vor Mißbrauch seiner außergewöhnlichen Garantien durch Spinner, Nichtskönner und Abzocker zu schützen. 

Grundsätzlich gibt es bei RPC Mundstücken zwei verschiedene Kammerformen: einmal die „rollover baffle“ Modelle, bei denen die dem Blatt gegenüberliegende Mundstückseite („baffle“) etwa die Form einer leichten Welle hat, und die „high baffle“ Modelle mit einer relativ hohen, harten Stufe.

Die Bahnöffnungen werden mit einer Zahl angegeben, die 1000stel Zoll entsprechen, ähnlich den Angaben bei Berg-Larsen Mundstücken. 

Die Mundstückangebot auf seiner homepage ist bereits nicht mehr ganz aktuell: Er konzentriert sich mittlerweile auf nur noch 2 (!) Modelle jeweils für Alt , Tenor und Bariton. 

Tenor-Mundstücken gibt es als „ rollover baffle“-Modell in der Bahnöffnung 105, als „high baffle“- Modell mit der Öffnung 115. Was Ron nicht daran hinderte, für den Tenoristen  Pee Wee Ellis (lange Jahre bei James Brown) eine noch offenere 130er „high baffle“-Spezialausführung zu bauen, die richtig schön brüllt. Auch James Moody und Jimmy Heath spielen RPC-Mundstücke.

Für Altsaxophone beschränkt sich Ron auf ein 80er „high baffle“- und ein 90er „rollover baffle“-Modell.  Ein bekennender RPC Bläser ist beispielsweise der Altsaxophonist Gary Foster.

Für Baritonsaxophone gibt es RPC Mundstücke als 110er „rollover“- und als 110er „highbaffle“ Modell.

 Bis 2003 war sein Monogramm „RPC“ auf den Mundstücken rot, seit etwa einem Jahr tragen seine Mundstücke das neue blaue Monogramm, das auf den Mundstücken auf seiner Internet-Seite zu sehen ist. Dies hat nichts mit der technischen Seite der Mundstücke zu tun; es ist eine reine Design-Änderung, die in einigen Jahren für die Datierung der RPC-Mundstücke hilfreich sein kann.

Alle “rollover baffle“- Modelle kosten derzeit 235,-US $, alle „high baffle“- Modelle liegen bei 285,- US $. Auch insoweit sind die Angaben der homepage bereits überholt (Stand 1. Aug. 2004). Die Mundstücke kommen ohne Schraube und Kappe.  Der Versand einzelner Mundstücke erfolgt als Briefsendung; es entstehen keine nennenswerten Versandkosten. Allerdings muss Zoll bzw. Einfuhrumsatzsteuer eingeplant werden. Bezahlt wird per Kreditkarte, mit einer gewissen Wartezeit sollte gerechnet werden. 

Kontakt: www.saxmpc.com     
 

                                      Klaus Dapper


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Erstveröffentlichung in  sonic - wood & brass


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