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Testbericht von  Klaus Dapper ,                  März.1996

Altsaxophon Expression Black Magic:    Schwarze Schönheit
 
Seit etwa sechs Jahren vertreibt die Ulmer Firma Musik Aktiv Saxophone eines taiwanesischen Herstellers unter dem Markennamen "Expression". Es handelt sich um Instrumente der Einsteiger-Preisklasse, in der sich vor allem Anfänger und Schüler orientieren. Dieses hart  umkämpfte Marktsegment, das überwiegend von taiwanesischen Herstellern bedient wird, ist für angehende Saxophonisten nicht leicht durchschaubar. Dies liegt daran, daß taiwanesische Fabriken auf dem europäischen Markt meistens nicht unter ihrem eigenen Namen auftreten. Im vorliegenden Fall handelt es sich um einen Hersteller aus Taichung/Taiwan, der schon wesentlich länger im Saxophonbau tätig ist, aber bis  vor sechs Jahren ausschließlich in die USA und nach England  verkaufte. In Deutschland sind Saxophone dieses Herstellers ausschließlich unter dem Namen Expression im Handel. Auf Grund des Feedback der Importfimen sind taiwanesische Blasinstrumente langsam immer besser geworden. So ist auch bei Expression Saxophonen eine ganze Menge geschehen. Zuletzt wurde im Sommer '95 ein Wechsel bei der Qualität der Polster vorgenommen, die nun aus Italien stammen. Im  Herbst ging eine neue Anlage zum Entfetten der Saxophonrohlinge in Betrieb, durch die die Qualität und Haltbarkeit der Lackierung deutlich verbessert wurde.

Vom Konzept her macht das Saxophon einen sehr guten Eindruck. Die schwarz-goldene Ausführung ist ein ausgesprochener Blickfang.  Ausstattung und Klappenwerk entsprechen dem mehrfach teurerer Saxophone. Es ist stabiI und auf Langlebigkeit ausgelegt, wie mir auch Händler bestätigen, die Expression Saxophone seit vielen Jahren im Programm haben.

Ausstattung

Das Testinstrument mit der Seriennr. 228 195 ist in der Sonderausführung "Black Magic" gebaut. Der Korpus ist schwarz verchromt. Gegenüber schwarz lackierten Instrumenten weist die Verchromung einen metallenen Glanz auf, Die Klappen sind im Gegensatz zu dem sonst üblichen Goldlackfinish echt vergoldet! Die Vergoldung bewirkt einen dunklen, satten Goldton und sieht ausgesprochen edel aus. Die Sonderausführung, die bei anderen Herstellern mit einem stattlichen Aufpreis honoriert werden muß, schlägt bei dem Expression Altsaxophon mit kaum über 200,-DM zu Buche.

Beim Klappenwerk wurde weitgehend das Selmer-Styling übernommen. Hierzu gehören auch das abnehmbare Schallstück mit Spannring und der mit drei Schrauben befestigte Flachring zwischen Korpus und Schallbecher. Wie bei dem Vorbild wurden die Achsböckchen eines großen Teils der Mechanik auf Messingbändern vormontiert. Es gibt zwei lange Bänder für die Klappen auf der mittleren Linie und ein kleines Band, das die Komb- ination der Klappen für hoch d, es und f trägt.  Die Nadelfedern haben nicht die typische spitz zulaufende Nadelform, weil man Federstahldraht von der Endlos-Rolle verwendet. Diese Art von Federn funktioniert aber genauso gut wie die traditionelle. Für die Klappenanschläge wird zum Teil Naturkork, zum Teil grüner Filz  verwendet. Lediglich bei den drei Einstellschrauben (fis-b, fis- gis, tief H-Cis) wurden rosa Kunststoffeinsätze verwendet, wie man sie auch bei anderen Taiwan-Saxophonen findet.  Die Klappenpolster stammen von der italienischen Firma Pisoni, mit deren Produkten auch viele Edelfabrikate ausgestattet sind, Die Polster tragen die gleichen  Metall- resonatoren wie beispielsweise Selmer Saxophone.  Die Polster selbst bestehen aus imprägniertem Leder. Über den Nutzen dieser Imprägnierung läßt sich streiten: Einerseits werden die Polster nicht so leicht von  Feuchtig- keit angegriffen und bleiben länger elastisch. Andererseits neigen die Polster zum Kleben: die Gis-Klappe klebt leichter fest und die Polster machen beim Öffnen schmatzende Geräusche.  Die Fingerauflagen sind aus echtem Perlmutt. Der bequem geformte Daumenhaken ist aus schwarzem Kunststoff und verstellbar.

Verarbeitung

Die Schallröhre und die Tonlöcher sind tadellos verarbeitet, dasselbe gilt für die Vernickelung der Schallröhre und sämtliche Lötstellen. Auch die Vergoldung der Klappen ist optisch einwandfrei, Der erstaunlich günstige Preis ist unter anderem auf eine dünnere Goldauflage zurückzuführen. Versuchsreihen des Saxophon-Herstellers dazu ergaben, daß sich eine dünnere Goldschicht schwerer vom Untergrund ablöst als eine dickere.
Die gesamte Klappen- und Achsmechanik läuft tadellos leicht; nirgendwo war Spiel oder toter Gang zu entdecken. Solch ein Maß an Sorgfalt verdient bei einem Instrument dieser Preisklasse besondere Erwähnung.

Schönheitsfehler gibt es allerdings bei dem Facettenschliff. Die meisten Klappenarme sind an der Oberseite mit einem dachartigen Schliff versehen, der sogenannten Facette, Diese wird von einer Fräsmaschine auf die  ausgestanzten Messingarme aufgebracht. Der Fräsvorgang hinterläßt ein mehr oder weniger sichtbares Riefenmuster. Diese Riefen sind sichtbar und fühlbar. Scharfe Grate gibt es allerdings nicht, so daß es sich lediglich um einen Schönheitsfehler handelt.
Zwei Polster im unteren Bereich deckten nur bei starkem Fingerdruck, die Gis-Klappe schloß wegen nicht optimal eingestellter Klappenkoppelung nicht hundertprozentig. Der Rest der Polster deckte perfekt. Die  tiefe Cis-Klappe läßt sich anscheinend konstruktionsbedingt nicht völlig öffnen.

Thermische Spannungen beim Transport durch winterliche Kälte lösten an zwei Klappen den Klebstoff. Die ovalen Perlmuttauflagen für die seitliche Fis-Klappe und die Gis-Klappe passen nicht genau in die Fassungen.

Spieltest

Im großen Ganzen liegt die Mechanik gut in der Hand und greift sich bequem, bis auf drei Ausnahmen : Die Mechanik für den linken kleinen Finger erinnert an die etwas grobschlächtge Mechanik des Selmer Mk 7 - Modells und erfordert - genau wie diese - große Wege und viel Druck. Auch die Abstimmung der Mechanik für den rechten kleinen Finger ist nicht günstig, Die Hebel auf der Griffseite sind sehr kurz, sie benötigen daher unbequem viel Druck. Schließlich muß man beim Spielen die rechte Hand etwas weiter öffnen als bei anderen Altsaxophonen.

Das Expression Saxophon wird von Musik Aktiv mit einem recht ordentlichen Allround- Mundstück ausgeliefert, einem Rico Royal B 5, Es paßt gut zu einem Rico Blatt Stärke 2 1/2; die Kombination produziert einen kräftigen und hellen Klang. Daneben wurde für den Test eine  Klassik- kombination verwendet, wie sie in der Musikschulpraxis häufig verwendet wird: Yamaha 4C Mundstück mit Vandoren Blatt Stärke 3, Schließlich kam eine typische Jazzer-Kombination zum Einsatz: Ein Meyer M7M Mundstück mit einem Rico 2 1/2er Blatt,

Die schwarze Schönheit fällt einem nicht sofort um den Hals, wenn man sich mit ihr beschäftigt. Das Anspracheverhalten erinnert an das des  Selmer- Saxophons, das ebenfalls eher als „hard blowing horn" gilt, Dies ist sicher auch zum Teil auf die Verchromung der Schallröhre zurückzuführen, die dem Messingblech etwas mehr Steife verleiht. Was im klassischen Bereich als unkomfortabel gilt, ist bei Rock'n'Rollern eher erwünscht: Solche Instrumente lassen sich sehr kraftvoll spielen, ohne daß man schnell in den Grenzbereich kommt, in dem ein Saxophon außer Kontrolle gerät. Auch der Klang kommt dem Vorbild sehr nahe. Er ist kernig und zentriert und ist eher auf Rock'n’Roll und Popstilistik zugeschnitten.

Zunächst war es nicht ganz leicht, eine höhere Grundstimmung als a = 440 Hz zu erreichen. Sämtliche Mundstücke gingen nicht weit genug über den Kork. Nachdem dies durch Abschleifen des Korks behoben war, zeigte sich, daß das Instrument auf höhere Stimmung auch gar nicht ausgelegt ist. Bei a = 442 Hz, der hierzulande wohl gebräuchlichsten Stimmung, oder gar bei a = 444 Hz (Stimmung vieler Sinfonieorchester) wurden die  Stimmungs- probleme größer.
Der tiefste Ton des Black Magic (b) ist ungewöhnlich hoch, die gesamte Umgebung (h bis d) ungewöhnlich tief. In der zweiten Oktave stimmt das sonst immer sehr hohe d2 ungewöhnlich gut. Ein Vergleich der Tonlöcher des Expression Saxophons mit mehreren Selmer Modellen brachte Aufklärung: Das für beide Töne entscheidende Tonloch ist das unter der Tief-C-Klappe. Dieses Tonloch ist beim Expression Alt  kleiner als bei den Selmer Modellen. Dieser Umstand, der sich für das d2 gut auswirkt, führt bei d 1 zu einer größeren Abweichung. Recht hoch intonieren a3 und ein Teil der Töne im dritten Register: d3, dis3 und e3, während f3 und fis3 wieder ganz manierlich stimmen.

Zubehör

Das Expression Black Magic kommt komplett mit Mundstück, Tragegurt mit Karabinerhaken, Korkfett, Reinigungstuch und einem stabilen Koffer. Der Koffer hat neben dem üblichen Fach für Zubehör jeweils noch ein Extrafach für Mundstück und S-Bogen. Er ist innen genau nach Form gearbeitet; die Schaum-  Formblöcke sind mit schwarzem Plüsch überzogen. An den Kanten wurden Verstärkungen aufgesteppt; zusätzlich gibt es aufgenietete Metallverstärkungen.  Der Koffer hat zwei Schlösser (ohne Schlüssel) und eine weitere Führung, die den Sitz des Deckels stabilisiert. Ein zweiter Griff erlaubt, das Instrument hochkant zu tragen. Alle Metallteile sind  messing- farben, was dem Koffer ebenfalls ein attraktives schwarz-goldenes Erscheinungsbild verleiht. Schließlich enthält der Koffer für jedes Expression- Saxophon ein individuelles Prüfungs-Zerkifikat. Darauf bescheinigt Lee Mayall , der Neffe des legendären Bluesbreakers John Mayall, die bestandene Endkontrolle.  Der empfohlene Verkaufspreis für das Black Magic Modell liegt bei DM 1.840,- , die Standardausführung in Goldlack kostet DM 1,615,- (Stand: Januar '96).

 Klaus Dapper

 
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Erstveröffentlichung im Praxismagazin für Bands & Entertainer  " live - MUSIC - artist ".


 
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