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Testbericht von  Klaus Dapper ,    Januar.1997
 
YAMAHA TD-1  Ein Stimmgerät für Bläser

Der Fülle der auf dem Markt befindlichen Stimmgeräte fügte Yamaha dieses Jahr ein weiteres zu: das TD-1. Warum ist dieses Stimmgerät für Bläser besonders interessant? Wo liegen seine Stärken, seine Schwächen?

Auffälligster Unterschied zu den übrigen auf dem Markt befindlichen Stimmgeräten ist die Transponierfunktion. Sie ermöglicht den Benutzern transponierender Instrumente, den Notennamen am Stimmgerät genauso abzulesen, wie sie ihn von ihren Noten zu lesen gewohnt sind. Die Transponierfunktion ermöglicht die Voreinstellung auf Es-Stimmung (Altsa-
xophon ,Baritonsaxophon) F-Stimmung (Horn, Englisch Horn), B-Stimmung (Sopran- umd Tenorsaxophon, Trompete, Klarinette) und selbverständlich C-Stimmung. Auf seltener vorkommende Sonder-Stimmungen wurde verzichtet, wie zum Beispiel A-Klarinette.

Die Anzeige des gespielten Tons erfolgt über 8 Leuchtdioden: 7 rote für die Stammtöne und rechts außen eine grüne für das #, wie es mittlerweile bei den meisten chromatischen Stimmgeräten üblich ist. Komfortabler, aber auch aufwendiger wäre eine Anzeige mit 12 Leuchtdioden: für jeden chromatischen Ton eine. Aber man kann sich an die "abgespeckte" Version gewöhnen, da der Name des gespielten Tones ja meist nicht das Problem ist, sondern die Feinstimmung.

Dieselben acht Leuchtdioden dienen der Anzeige der Grundstimmung, die man in Schritten von ein Herz von a = 438 Hz bis 445 Hz vorwählen kann.

Die Anzeige der Feinstimmung erfolgt über 9 Leuchtdioden; eine grüne in der Mitte und jeweils 4 rote links und rechts, die den Grad der Verstimmung anzeigen. Die Anzeige reicht von minus 50 bis plus 50 Cent (1 Cent = 1 Hundertstel Halbton). Die Einteilung (4 Leuchtdioden für 50 Cent) scheint zunächst sehr grob gewählt. Bei näherem Hinsehen stellt man fest, daß die 4 Leuchtdioden eine Anzeige der Verstimmung in acht Schritten zuläßt: Entweder leuchtet eine Diode auf oder - als halbe Stufe zwischen zwei Werten - zwei benachbarte Dioden gemeinsam. Somit ermöglicht das Gerät rein rechnerisch Stufen von etwa 6 Cent, was immer noch zu ungenau wäre. Da im Prospekt die Genauigkeit mit 3 Cent angegeben wird, ist davon auszugehen, daß die Anzeige nicht linear sondern logerithmisch arbeitet. In der Nähe des Nullpunktes sind die Stufen kleiner (3 Cent) in der Nähe der maximalen Abweichung wesentlich größer. Damit kommt die Genauigkeit der Anzeige in einen akzeptabelen Bereich.

Für den Test wurden zum Vergleich zwei weitere Stimmgeräte  hinzu- gezogen: eines hatte ein traditionelles Zeigerinstrument, bei dem zweiten wurde die Feinstimmung immerhin über 28 Leuchtdioden angezeigt. Am komfortabelsten ist das Zeigerinstrument mit seiner natürlichen Trägheit. Die Anzeige mit 28 Leuchtdioden ist zwar fast genauso präzise, aber die Nervosität, mit der der Lichtpunkt über das Display hastet, ist eher unangenehm. Außerdem bringt die sehr genaue Anzeige den  durch- schnittlichen Bläser leicht an den Rand der Verzweiflung. Im Vergleich dazu ist die Anzeige des TD-1 wesentlich gnädiger, der Lichtpunkt bewegt sich deutlich ruhiger. Im Vergleich zu den anderen Geräten sind die  Leucht- dioden übrigens groß und hell, was das Ablesen angenehm macht. Die etwas grobere Einteilung scheint so gesehen nicht unbedingt nachteilig zu sein. Sie dürfte in der musikalischen Praxis in den allermeisten Fällen durchaus genügen.

Zwei dieser Leuchtdioden haben Kombifunktion: Sie wirken auch noch als Warnanzeige, wenn die Batterien am Ende ihrer Kräfte sind.

Jedes Stimmgerät kommt schnell an seine Grenzen, wenn man nicht einzelne Töne mißt, sondern die Intonation während einer laufenden Tonfolge überprüfen will. Es braucht eine gewisse Zeit bis es den  Ton- wechsel verarbeitet und den neuen Ton ermittelt hat. Hierbei erhält das TD-1 sehr gute Noten: Bei legato auf und ab gespielten Tonleitern ist das Gerät noch in der Lage, 240 Töne pro Sekunde zu verarbeiten (Achtelnoten bei Viertel = 120). Die beiden anderen Geräte haben hierbei spürbare Probleme. Bei angestoßenen Tönen sinkt die Geschwindigkeit naturgemäß, da das Gerät bei jedem Ton zuerst den Einschwingvorgang abwarten muß.

Zwei sehr sinnvolle Features bietet das TD-1, ohne daß man sie dem Gerät irgendwie ansieht: Die Power-Off-Automatik schaltet ab, wenn etwa 5 Minuten lang kein Ton zu hören war oder keine Taste betätigt wurde. Die Memory Backup Funktion speichert die zuletzt getätigten Voreinstellungen, wie zB. Es-Stimmung, a = 442 Hz. Bei der nächsten Benutzung erscheinen diese Voreinstellungen automatisch auf der Anzeige.

Schließlich bietet das TD-1 noch einen Anschluß für ein externes Mikrophon. So kann z.B. mit einem Anklemm-Mikro auch in lauter Umgebung jederzeit die Intonation überprüft werden. Wegen der geringen Größe des Geräts kam hierfür nur eine 3,5mm Klinkenbuchse in Betracht.

Ebenfalls aufgrund der geringen Größe werden für die Stromversorgung Kleinstbatterien verwendet, wie sie auch bei Taschencomputern üblich sind. Für einen Batteriewechsel der beiden Lithium CR-2025 müssen DM 16,- veranschlagt werden. Sie reichen für etwa 3 Betriebsstunden, was nicht gerade üppig klingt. Andererseits ist stundenlanger Dauereinsatz eher unwahrscheinlich. Wenn man das Gerät nur zum Einstimmen seines Instruments verwendet, liegt man hiermit jeweils unter 30 Sekunden. Daraus ergeben sich etwa 320 Einsätze, was wieder ganz akzeptabel ist.

Das 65 Gramm leichte Gerät kommt in einer Art Cassetten-Hülle, die auch ein als Ständer für senkrechten Betrieb dient. Der empfohlene Verkaufspreis liegt bei DM 144,-

                                          Klaus Dapper

 
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Erstveröffentlichung im Praxismagazin für Bands & Entertainer  " live - MUSIC - artist ".


 
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