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Testbericht von  Klaus Dapper   ,    Februar.1997
 
Handgearbeitete Mundstücke
für Tenorsaxophon von Peter Ponzol

Mit Mundstücken fing alles an: lange bevor Peter Ponzol mit der Produktion von Saxophonzubehör begann, war er unter Insidern als Mundstückexperte bekannt. Profisaxophonisten, die mit den Spieleigenschaften ihrer Serien- mundstücke nicht zufrieden waren, suchten oft Peter auf, um sie durch Nachbearbeitung der Bahn zu optimieren. Diese Zeiten sind lange vorbei. Seit vielen Jahren produziert Peter selbst handgemachte Mundstücke in
unterschiedlichen Bauformen. Er hat mittlerweile Metall- und Kautschuk- mundstücke vom Sopran bis zum Baritonsaxophon im Programm. Live Music Artist möchte Ihnen an dieser Stelle zwei Tenormundstücke aus seiner aktuellen Produktion vorstellen.

Peter Ponzol Metallmundstücke der neusten Generation sind aus vergoldetem Messing. Von den drei Kammerformen, die Peter bei seinen Metallmundstücken anbietet, erhielten wir für den Test ein M 2 Modell und ein sogenanntes "Super Chamber" Modell. Für die Metallmundstücke sind nur jeweils 2 oder 3 verschiedene Bahnen lieferbar. Dies geschieht aus der Überzeugung, daß eine spezifischen Bauweise nur zu einer ganz bestimmten Bahn optimal paßt.

Das Ponzol Metallmundststück "Super Chamber" beschreibt Peter als seine Version eines Otto Link Mundstücks. Rein äußerlich ist die Ähnlichkeit allerdings nicht sehr groß. Es ist deutlich schlanker als das genannte Vorbild und mit 10,8 mm Länge beachtliche 7 mm länger. Die Bahnbezeichnung des Super Chamber Mundstücks war "105". Dies ist übrigens neben der 110er die einzige regulär lieferbare Bahn. Dieser Zahlencode entspricht den Angaben, die von Berg-Larsen Mundstücken bekannt sind: es ist eine Angabe in Tausendstel Zoll. 105 Tausendstel entsprechen einer  Bahn- öffnung von 26,6 mm; fast genau die Öffnung eines Otto Link 7* Mundstücks. Die Kammer ist mittelgroß und ungestuft, sie hat allerdings einen Knick etwa 17 mm von der Mundstückspitze entfernt, hinter dem das Kammervolumen deutlich ansteigt. Die Seitenwände der Kammer sind - anders als die
bauchigen Link-Kammern - gerade. 32 mm von der Mundstückspitze entfernt befindet sich der Übergang der drei geraden Kammerwände zu der runden Halsaufnahme. Er ist hart und ohne Abrundung. In den vorderen Teil des Mundstücks ist eine 18 mm breite Bißplatte eingelassen. Das  Mund- stück wurde mit einem Rico Blatt Stärke 3 getestet.

Auch die Spieleigenschaften unterscheiden sich durchaus von dem entsprechenden Link-Modell. Es klingt etwas "moderner": es ermöglicht bei gleicher Spielweise eine größere Lautstärke und hat einen brillianteren Klang. Es spricht leicht an und hat einen niedrigen Blaswiderstand. Der Klang ist über den gesamten Tonumfang sehr ausgeglichen. Geradezu
auffällig war, daß die Tendenz, in der hohen Lage (a2 und darüber) zu hoch zu intonieren, die bei vielen Mundstücken besteht, bei dem Super Chamber Mundstück völlig fehlte.
Gut zu intonieren fällt mit diesem Mundstück angenehm leicht, es sind keine nennenswerten Korrekturen erforderlich.

Das M 2 Tenormundstück unterscheidet sich vom Super Chamber durch eine andere Kammerform. Es hat eine kleine (flache) Kammer. 30 mm von der Mundstückspitze entfern hat es eine scharfkantige und tiefe Stufe, die den Übergang in die runde Halsaufnahme bildet. Diese Kammerform wird normalerweise gewählt, wenn große Lautstärke und ein heller,  durch- dringender Ton gewünscht wird. Laut Herstellerangabe ist es DAS Mund-
stück für "today' s music and players"; es ist übrigens derzeit Peter's meistverkauftes Mundstück. Das Testmundstück hat eine 110er Bahn; daneben gibt es noch 100er und 120er. 110 Tausendstel Zoll entsprechen 27,9 mm und liegen damit in der Nähe eines Link Nr. 8 Mundstücks. Das etwas offenere M 2 wurde mit einem Rico 2 1/2er Blatt getestet.

Erwartungsgemäß brüllte das Mundstück ziemlich los; wer ein noch lauteres Tenormundstück wünscht, wird wohl lange suchen müssen. Es ist eine zuverlässige Überlebenshilfe, wenn man sich ohne Mikrophon oder ohne Monitor in lauter Umgebung (Schlagzeug, Blechbläser) durchsetzen möchte. Der Klang des M 2 ist sehr kernig und strahlend. Konservativen Saxophonisten klingt es wahrscheinlich zu brutal; Rock'n Roller dagegen dürften ihre helle Freude daran haben. Hinsichtlich Ansprache und Blaswiderstand hat es die gleichen guten Eigenschaften wie das Super Chamber. Die Intonation ist - wohl auch im Zusammenspiel mit dem weicheren Blatt - weniger stabil als bei dem Super Chamber Mundstück: der "Ziehbereich", das heißt der Bereich, in dem man nur durch Ansatzdruck die Tonhöhe verändern kann, ist deutlich größer. Dies birgt für weniger erfahrene Saxophonisten ein nicht zu unterschätzendes Intonationsrisiko. Der erfahrene Saxophonist hat bei einem kalkulierbaren Risiko eine Kanone von einem Mundstück, das im Gegensatz zu einigen anderen gestuften Fabrikaten gut beherrschbar ist.

Peter Ponzol Mundstücke findet man nur in besonders gut sortierten Spezialgeschäften mit einem Schwerpunkt auf Saxophon und Zubehör. Sie werden komplett mit einer passenden Textil-Blattschraube und Kappe von Rovner geliefert. Eine deutsche Preisangabe war nicht erhältlich. Die amerikanische Preisliste gibt wenigstens einen Anhaltspunkt: der
amerikanische Verkaufspreis liegt bei 310 US$ für das M2 Tenor und bei 325 US$ für das Super Chamber Tenor.

                                           Klaus Dapper

 
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Erstveröffentlichung im Praxismagazin für Bands & Entertainer  " live - MUSIC - artist ".


 
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