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Testbericht von  Klaus Dapper
Yanagisawa Metal Thumb Hook & Rest Set: /  August.1997

Trend zum Metall

Ende der sechziger Jahre wurde bei den Mark-6-Saxophonen der Firma Selmer Paris als erstem  Hersteller der Messing-Daumenhaken durch einen schwarzen Kunststoffhaken ersetzt, passend zu dem Plastikknopf, auf den man bereits seit den 50er Jahren den linken Daumen legte. Der Kunststoffhaken galt damals als angenehmer und anschmiegsamer als der starre  Metallhaken. Die japanischen Hersteller schlossen sich an, die  taiwanesischen erst recht, und bald hatten fast alle Saxophone der gehobenen Klasse einen verstellbaren schwarzen Kunststoffhaken. Anfang der 90er Jahre kam die Trendwende.


Findige Hersteller von Zubehör propagierten den Metallhaken. Der amerikanische Hersteller Peter Ponzol nahm einen Messing-Daumenhaken mit einer sanfteren Krümmung für Selmer Saxophone ins Programm, die  Firma Sax Alley bietet drei verschiedene Haken, jeweils für Selmer, Yamaha und Yanagisawa an. Auch Selmer Paris hat diesen Trend bemerkt: die neuen Tenorsaxophone der Serie III haben auch wieder einen  Daumenhaken aus Metall.

Auf der Frankfurter Messe nun stellte Yanagisawa ein neues  Produkt vor: Ein Set aus Daumenhaken und Daumenauflage für den linken Daumen aus vergoldetem Messing. Dieses Set gibt es in zwei Ausführungen, einmal für Yanagisawa Saxophone und eine Ausführung, die auf Selmer und Yamaha paßt.

Probehalber wurde das Set auf einem Yanagisawa Baritonsaxophon des Autors angebracht. Das Auswechseln des Hakens ist leicht: er ist mit einer großen Messing-Schraube befestigt, die man mit einem großen Schraubenzieher oder einer Münze lösen kann. Man achte darauf, daß man einen genau passenden Schraubenzieher auswählt, da man sonst die verhältnismäßig weichen Kanten des Schraubenschlitzes leicht „vermackt".


Etwas schwieriger ist die Montage des runden Metallknopfs für den linken Daumen. Das Originalteil ist auf einem ringförmigen Halter festgeklebt und läßt sich in den meisten Fällen nicht so einfach abstreifen. Daher folgt hier eine kurze Umbauanleitung:
Erst sollte das Griffteil der Oktav klappe entfernt werden, beim Baritonsaxophon auch das der tief-A-Klappe . Dann sollte man zunächst versuchen, den Plastikknopf mit der Hand durch Drehen zu lösen. Wenn er bockig  ist, muß die Rohrzange her . Man greife den Plastikknopf mit der Zange und drehe ihn um einige Grad um die eigene Achse hin und her. Dabei ist unbedingt 
darauf zu achten, daß die Zange kein Metall berührt. Man arbeite mit äußerster Vorsicht, da es bei zu starken Bewegungen mit der Zange leicht Beschädigungen am Instrument geben kann. Wer den Plastikknopf noch wiederverwenden will, sollte Lederstreifen auf die Backen der Rohrzange kleben, da der Plastikknopf sonst von der Zange Kerben bekommt. Sobald er sich bewegt, kann man ihn von Hand abziehen. Man bringe den Knopf  probeweise in Position . Ist die Position zufriedenstellend, klebt man den Metallknopf mit wenig Klebstoff (Pattex o. ä.) fest; man sollte daran denken, daß man den Knopf eines Tages vielleicht auch einmal wieder lösen will. Beim Baritonsax kann es nötig sein, den Fuß des neuen Knopfs
an einer Stelle (beim Anprobieren mit Filzstift markieren!) etwas abzufeilen, weil ein  Achsböckchen für die Tief-A-Klappe im weg ist. Dann montiert man wieder die Oktavklappe (und die Tief-A-Klappe) und hängt die Nadelfeder der Oktavklappe ein. Fertig.

Der Satz für Selmer und Yamaha Saxophone paßt genau so gut, ist aber optisch weniger glücklich. Der Originalhaken von Selmer ist wesentlich kleiner als der extra lange Yamaha-Haken, die Bohrungen sind unterschiedlich und der Selmer-Haken ist nur seitlich, der Yamaha-Haken dagegen auch in der Höhe verstellbar. Es ist also unvermeidlich, daß der gemeinsame Ersatzhaken
weder genau mit der Trägerplatte des einen noch des anderen Instruments genau übereinstimmt, sondern etwas darüber hinaus ragt. Ob einem dies mißfällt oder nicht, ist Geschmacksache; es gibt jedenfalls keine funktionelle Beeinträchtigung. Montage wie  oben beschrieben.

Das Spielgefühl bei dem mit den beiden Austauschteilen versehenen Testinstrument wurde als äußerst angenehm empfunden. Hierbei ist klar, daß dies nur ein sehr individueller Eindruck sein kann. Im Grunde müßte jeder Spieler die neuen Teile ausprobieren und sich selbst ein Bild machen.

Der Knackpunkt ist der Preis des Sets, der vom Hersteller mit knapp 20O,-DM beziffert wurde. Unbestreitbar fällt der Nachrüstsatz unter den Begriff "Luxus", da  die Kunststoff-Originalteile eigentlich tadellos funktionieren. Kaufargumente könnten das  edle Aussehen und die Exklusivität sein. Man könnte die Teile als edle Schmuckstücke ansehen, die man sich einfach mal leistet. Wer andererseits sein Auto mit Alu-Felgen ausrüstet, könnte mit diesem Set auch seinem saxophonistischen Tuning-Bedürfnis nachkommen. Aber auch das sehr angenehme Spielgefühl könnte den Ausschlag geben: manchen stört vielleicht die rubbelige Oberfläche des Originalknopfs unter dem linken Daumen und der um  eine Spur knappere Radius des  Plastikhakens, der für Spieler mit weniger schlanken Händen vielleicht nicht ganz so bequem ist. Man wird sehen.
 

 Klaus Dapper
 

 
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Erstveröffentlichung im Praxismagazin für Bands & Entertainer  " live - MUSIC - artist ".


 
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