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Vintage Mundstück Penzel-Mueller

Tenorsax-Kautschuk-Mundstück 3* , Artist Model

Von Klaus Dapper 

Während über die Hersteller von Blasinstrumenten meist eine Menge Informationen erhältlich sind, sieht es bei den Herstellern von Mundstücken trübe aus. Wer war Otto Link? Wer waren die Meyer Brothers? Keine Fotos, keine Biografien, keine Lebensdaten, keine Serien-Nummern, die die Historie der Mundstücke und ihrer Hersteller erhellen.  Da ist es ein Glücksfall, dass von der deutsch-amerikanischen Firma Pentzel - Mueller  noch einige historische Details bekannt sind.

penzel-muellerDie Wurzeln liegen in Deutschland und Österreich-Ungarn: Der aus Rossbach in Böhmen (damals Teil von Österreich-Ungarn) stammende Gustav Ludwig Penzel (1855-1920) gründete zusammen mit seinem Bruder Gustav Friedrich Penzel im Jahr 1881 in Deutschland eine Werkstatt zur Produktion von Holzblasinstrumenten. Gustav Ludwig Penzel hatte vorher in der Werkstatt des Querflöten-Spezialisten Heinrich Friedrich Meyer („Meyer-Flöte“) in Hannover gearbeitet. 1882 wanderten beide Brüder  nach Amerika aus und gründeten in New York die Firma „G. L. Penzel & Bro.“ Man baute 6- bis 8-klappige Querflöten alten Stils und deutsche Klarinetten.  1898 wurde der mit den Brüdern Penzel verwandte Edward Georg Müller (1869-1956) ihr Partner. Von 1899 an hieß die Firma „Penzel & Müller“. Nach dem Tod von G. L. Penzel im Jahre 1920 übernahm E. G. Müller die Leitung des Betriebs und führte ihn bis 1955. 1920 wurde der deutsche Name Müller durch die amerikanische Schreibweise „Mueller“ ersetzt. Außerdem verlegte die Firma ihren Sitz nach Long Island im Bundesstaat New York. In dieser Zeit stieg der Betrieb zu einem der führenden Hersteller im Holzblasinstrumentenbau auf. Von 1920-1935 war Penzel-Mueller Inhaber der Firma „A. Badger Co.“, einem Pionier des nordamerikanischen Böhmflötenbaus. Der Schwerpunkt aber lag aber auf Klarinetten mit einfachem deutschen System, in den USA „Albert-System“ genannt, und Böhm-System-Klarinetten. Berühmte Spieler von Penzel-Müller Klarinetten fanden sich – neben neben vielen zeitgenössischen klassischen Klarinettisten – unter den frühen Jazz- Klarinettisten in New Orleans. Dort wurde zu einer Zeit, in der in Amerika das deutsche und das Böhm-System noch miteinander konkurrierten, häufig noch das „Albert System“ bervorzugt. Die berühmtesten Spieler von Penzel-Mueller Klarinetten dürften George Lewis und Woody Herman sein. Lewis spielte zumindest von 1961 bis zu seinem Tod 1968 eine ältere Albert-System-Klarinette von Penzel-Mueller, während Woody wie die ganz überwiegende Mehrzahl der Big-Band-Klarinettisten das Böhm System bevorzugte. Penzel-Mueller-Marken waren: „Artist Model", "Brilliante" und "Empire Model".

Penzel-MuellerNeben Klarinetten wurden von Penzel-Mueller Mundstücke für Klarinetten und Saxophone hergestellt, die einen guten Ruf hatten.  Dem Autor sind zumindest Alt- und Tenorsax-Mundstücke bekannt. Die Kammern sind groß und rund, vergleichbar den Mundstücken von Buescher aus der gleichen Zeit. Unser Tenorsax-Mundstück mit der Bezeichnung 3* „Artist Model“ entspricht mit 0.070 Tausendstel Zoll etwa der Öffnung eines Selmer C* Modells und erzeugt einen weichen, dunklen Ton. Es zeichnet sich durch eine sehr leichte Ansprache aus, vor allem in der Tiefe kommt es leicht und butterweich. Es ist für Klassiker und Jazzer mit Vorliebe für den 30er-Jahre-Sound interessant. Man findet Penzel-Mueller Mundstücke vereinzelt bei ebay.com (USA). Unser Tenorsax-Mundstück kostete dort bescheidene 40 $ plus Versand. Entscheidend für den Handels-Wert dieser Mundstücke ist der Erhaltungszustand, da sie mittlerweile mindestens 50 Lebensjahre auf dem Buckel haben.
 


 
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Erstveröffentlichung im  " SONIC  Magazin für Holz- & Blechblasinstrumente ".


 
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