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Bobby Dukoff Mundstücke


Klaus Dapper 

Wie viele amerikanische Mundstücklegenden begann auch Bobby Dukoff als Saxophonist. Er spielte in den Orchestern von Charlie Spivak, Jimmy und Tommy Dorsey, und bei Benny Goodman. Seine Alben "Sax on Silk" und „Sax on Satin“, die er mit einem eigenen Orchester für R.C.A. Victor einspielte, waren damals  Bestseller. Schon in frühen Jahren hatte er begonnen, für sich und Kollegen Mundstücke nachzubearbeiten. Um 1945 schließlich begann er mit der Produktion eigener Saxophon-Mundstücke. Bobby war in erster Linie Tenorist, die ersten Mundstücke waren Metall-Mundstücke für Tenorsaxophon. Sie waren aus vergoldetem Messing gemacht und ähnelten äußerlich den Otto-Link-Mundstücken. Ab 1949 wurden sie auch – genauso wie Otto-Link-Mundstücke – aus zwei Rohling-Hälften zusammengeschweißt. Diese Mundstücke wurden in kleiner Stückzahl aufgelegt und sind in Europa so gut wie unbekannt. Man kann diese Mundstücke auf der Homepage von Theo Wanne unter www.mouthpieceheaven.com anschauen.

bobby dukoff1972 erschien eine vollständig neue Serie von Mundstücken, die weltweit Furore machte. Es waren Mundstücke aus einem im Mundstückbau völlig neuen Metall, dass von Bobby Dukoff „Silverite“ genannt wurde. Es hatte außer der Farbe mit Silber nichts zu tun: die Mundstücke waren aus sogenanntem Hartzinn. Zinn ist eines der weichsten Metalle,  so dass man Werkstücke leicht bearbeiten kann, und der niedrige Schmelzpunkt macht es zu einem idealen Werkstoff für Metallguss. Da die mechanische Festigkeit von reinem Zinn für Gebrauchsgegenstände zu gering ist, muss Zinn legiert werden. Hartzinn (engl. „Pewter“) ist ein Sammelbegriff für Zinnlegierungen, die traditionell zwischen 85 und 96 Prozent aus Zinn bestehen. Die übrigen Bestandteile sind Kupfer, weitere Anteile können Blei bzw. Antimon und / oder Wismut sein. Eine derartige Legierung ist es, die Bobby Dukoff als „Silverite“ bezeichnet.

Die „Silverite“ Mundstücke sind für Metallmundstücke ungewöhnlich weich, sie sind silberfarben glänzend, werden im Laufe der Zeit durch Oxydation schnell grau. Man sollte sehr gut aufpassen, dass das Mundstück nicht herunterfällt, da es sich bei einem Sturz stark verformen kann. Außerdem kursieren von Anfang an Gerüchte über Bleigehalt und gesundheitliche Gefahren, die aber anscheinend nie durch analytische Untersuchungen belegt worden sind.  Bereits Ende der 70er Jahre lag jedem Dukoff-Mundstück ein Info-Blatt bei, das auf die gesundheitliche Unbedenklichkeit der Legierung  hinwies.  Trotzdem gab es nach einigen Jahren einen Wechsel der Legierung. Auffälligstes Merkmal: die Mundstücke bleiben länger silberfarben und werden nicht so schnell grau. Die Saxophonisten machen es sich leicht: Sie unterscheiden zwischen den älteren “ungesunden” und den neueren “gesunden” Mundstücken und bevorzugen eindeutig die ältern „ungesunden“ Dukoffs.  

bobby dukoff

Den Siegeszug der Dukoff-Mundstücke förderten in den 80er Jahren und Anfang der 90er so berühmte Dukoff-Spieler wie Altist Dave Sanborn (Dukoff D8 mit La Voz medium Blatt) und Sopran-Saxophonist Kenny G. (Dukoff D8 mit Hemke 2 ½ Blatt). In den letzten Jahren ist es etwas ruhiger um Dukoff Mundstücke geworden, aber sie sind nach wie vor in den Größen Spopran bis Bariton und mit verschiedenen Kammern erhältlich.

In diesem Zusammenhang sollen die Erfahrungen des Testers nicht verschwiegen werden: Bei ebay wurde ein gebrauchtes Sopransax-Mundstück (D8, Kenny G.!) erworben. Beim ersten Versuch war dem Mundstück kaum ein gerader Ton zu entlocken. Bei näherem Hinsehen war festzustellen, dass die Blattauflagefläche eine tiefe Mulde bildet.  Zunächst musste also die Blattauflage („table“) plangearbeitet werden. Nun war das Mundstück immerhin spielbereit, reagierte aber immer noch nicht optimal. Ein Blick auf die “side rails” zeigte: die rechte Seite war deutlich auswärts gebogen, die linke beinahe gerade. Ein Anruf bei dem ersten deutschen Importeur dieser Mundstücke (PMS Musikshop, Hamburg) ergab, dass die Fertigungsqualität der Dukoff Silverite Mundstücke schon von Anfang an starken Schwankungen unterlag. Man sollte  also vor einem Kauf unbedingt mehrere Mundstücke im Vergleich testen. Hat man aber ein gut gelungenes Exemplar erwischt, kann man sich über traumhafte Spieleigenschaften freuen.bobby dukoff

Preis je nach Baugröße ca: 200;- EUR

Hersteller: Dukoff Mouthpieces, Florida, USA

Info: www.dukoff.com


 
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Erstveröffentlichung im  " SONIC  Magazin für Holz- & Blechblasinstrumente ".


 
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