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Sopransax-Mundstück Lamberson Fmaj7

Von Klaus Dapper 

An dieser Stelle wollen wir einen nur Insidern bekannten Hersteller hochwertiger handmade-Saxophonmundstücke vorstellen. Er heißt Fred Lamberson, er ist der Sohn des in den Vereinigten Staaten hoch geschätzten 2006 verstorbenen Flötenbauers Nathaniel "Tip" Lamberson. Fred wurde 1949 in San Francisco geboren und lebte einige Jahre in Berlin und Würzburg. Er war hier als Saxophonist aktiv und ist einem Teil der deutschen Musikerszene bereits länger bekannt. Er spielte von 1979 bis 1982 in der Würzburger Band „Munju“. Man kann ihn auf dem dritten „Munju“-Album "Brot und Spiele“ hören. 1982 ging er wieder nach Kalifornien zurück.

lamberson mundstueckZum Mundstückbau kam er genauso wie die meisten in diesem Bereich tätigen Ein-Mann Betriebe, über die wir an dieser Stelle schon Portraits gelesen haben: alle waren zunächst Musiker, die mit  industriell hergestellten Mundstücken unzufrieden waren. Dann begannen Sie mit der Nachbearbeitung von Mundstücken,  wurden erfolgreich, schließlich begannen sie mit der Produktion eigener Mundstückreihen. Mit dem Erfolg verlagerte sich der Schwerpunkt vom Spielen zum Mundstückbau.

Fred Lamberson begann um 1982 mit der Herstellung von Saxophon-Mundstücken, zunächst in recht kleinem Rahmen. Bis heute haben nach seiner Schätzung zwischen 1500 und 2000 Mundstücke seine Werkstatt verlassen. Derzeit entstehen pro Monat etwa 25 Mundstücke, weniger als in derselben Zeit an Bestellungen eingehen. Vorübergehend (Mai 2007) nimmt Fred keine neuen Bestellungen an, ansonsten muss mit einer Wartezeit von 2 bis 4 Monaten gerechnet werden.

Die Mundstück-Rohlinge werden zunächst in mit einer computer-gesteuerten Dreh- und Fräsmaschine geformt. Darauf wird jedes Mundstück ausgiebig von Hand nachgearbeitet und während eines längeren Spieltests feinjustiert. Da Fred ein sehr guter Saxophonist ist, ist er in der Lage genau zu spüren, was nötig ist, damit ein Mundstück optimale Spieleigenschaften erreicht. Dies dürfte einer der Gründe sein, warum seine Mundstücke in der Profi-Szene einen hervorragenden Ruf haben. 

lamberson mundstueckDerzeit stellt Fred Lamberson Mundstücke aus Kautschuk, Holz und Acetal her. Acetal ist ein recht ungewöhnliches Material für den Bau von Mundstücken. Es ist eine Art Nylon, milchig weiß und lichtdurchlässig. Dieses Material ist wesentlich härter als Kauschuk, aber es ist nicht so spröde wie andere Kunststoffe. Im Maschinenbau wird Acetal zur Herstellung von Zahnrädern verwendet. Das Acetal-Mundstück übersteht einen Sturz; Fred Lamberson ist davon überzeugt, dass man mit einem Lastwagen über ein Acetal-Mundstück fahren kann ohne es zu zerdrücken, obwohl er es nicht unbedingt empfiehlt. 

Wir ergatterten für diese Besprechung eines der wenigen in Deutschland kursierenden Sopransax-Mundstücke aus Acetal. Während es für Alt und Tenor mehrere verschiedene Modellreihen gibt, existiert für das Sopransax lediglich eine Reihe namens „Fmaj7“. Unser Mundstück trägt  am Schaft den Schriftzug „Lamberson“ und „Fmaj7“ („Major“ nach Jazzer-Art als Dreick geschrieben). Eine Angabe der Bahnöffnung suchten wir vergebens. Die Lamberson homepage belehrt uns, dass die Öffnungen zwischen 0,06 und 0,075 Zoll variieren. Unseres ist glücklicherweise nicht zu sehr offen.

lamberson mundstueckWir probierten es mit einem normalen 2 ½ Rico Blatt und waren erstaunt. Das Mundstück spielt sehr bequem über den gesamten Tonumfang, reagiert ungewöhnlich gutmütig und klingt rund und satt. Daraufhin wurde es direkt zum nächsten Musical-Show mitgenommen. Der Sopran-Part war undankbar: Fliegender Wechsel vom Alt, Kaltstart auf dem Sopran, leise in der tiefsten Lage. Da kiekst nichts, das Lamberson-Mundstück trägt einen sicher durch die musikalischen Untiefen, und dazu klingt es noch gut. Man hätte es so leicht haben können, all die Jahre.…

In Europa gibt es leider keinen Stützpunkt-Händler, man muss also direkt beim Hersteller bestellen.  Für eine Bestellung eines eigenen Fmaj7 muss man erst einmal warten, bis Fred Lamberson seine alten Bestellungen abgearbeitet hat und neue annimmt. Danach noch ein paar Monate Geduld. Aber es lohnt sich.

Ein Blick auf die Preisliste erschüttert kurz die Kauflust:  350 US $ plus Versand plus 19% Einfuhr-Umsatzsteuer plus Zoll.  Das ist eine Menge Holz. Aber sehen wir es mal so: Sollte einem ernsthaften Saxophonisten ein vermiedener Kiekser nicht einen Euro wert sein? Wer viel Sopran spielt, müsste das Geld auf diese Weise in einem Jahr locker wieder drin haben…. 

Neben Sopran-Mundstücken baut Fred Lamberson  drei Modellreihen für Alt, vier Modellreihen für Tenor und zwei für Bariton. Sopran- bis Tenor-Modelle kosten 350$, Bariton-Mundstücke 400$, Holzmundstücke kosten jeweils einen Aufpreis von 50$.

 
Weiter Info:

www.lambersonmouthpieces.com


 
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Erstveröffentlichung im  " SONIC  Magazin für Holz- & Blechblasinstrumente ".


 
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